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Das AAA Vinylquartett Berlin/ Brandenburg
Neue musikalische Trümpfe auf der Hand
Das Quartett mit Guy Sternberg - LowSwing Records und vier Studio Live Sessions! Teil 24


Sven Fandrich (Text und Bild)
Mit der 12. Album-Veröffentlichung (es gab auch zwei Sampler) von Guy Sternbergs LowSwing Records liegt wieder eine außergewöhnlich gut klingende Vinylveröffentlichung vor. Zu unserer Freude und Ehre konnten wir Guy Sternberg als vierten Teil des Quartetts gewinnen, der diese Platte in die Runde mit einbringt. Um dieses Album klanglich nicht zu weit enteilen zu lassen, habe wir für dieses außergewöhnliche Treffen drei weitere Studio Live Sessions auf Vinyl ins Quartett eingebracht. Man kann also sagen wir haben einen Themenabend. Vinylveröffentlichung in AAA-Reinkultur. Live- Musik aus dem Studio auf Magnetband gebannt und in Vinyl gepresst. Weitere Alben sind die 2024 veröffentlichte McIntosh Sessions Vol. 1 des Peter Erskine Quartett, 2nd Press von 2024 der tollen Incognito Session von Little Big Beat Studios wie das 2023 veröfentliche Album Sob & The Czyks „A Soulfule Journey Vol. II“. Allerdings sprengt das McIntosh Album den finanziellen Rahmen der sonst von uns bewertete Alben exterm. Man hört ja aus der HiFi Branche das es vielen Geräte- und Lautsprecherherstellern nicht gut geht. Das trifft wohl auch auf McIntosh zu und somit kann es nicht überraschend, dass die McIntosh Group in 2024 von der Bose Corporation übernommen wurde. „Erste Managementmaßnahme, um die Finanzen zu stabilisieren war, das Angebot überteuerter Vinylveröffentlichungen zu eröffnen.“
Somit liegt nun die McIntosh Session Vol. 1 auf dem Plattenteller zu sage und schreibe 225,- EUR oder in den USA zu 150,- USD. Was für ein Wahnsinn!
Nun war gerade Weihnachten und die liebe Familie hat zusammengelegt und mir diesen Wunsch erfüllt, vielen Dank dafür. Dieses Album, wie auch „A Soulfule Journey Vol. II“ und Incognito`s Sudio Live Session sind nicht einfach über den Schallpalttenhandel zu erwerben.
Der Kauf der McIntosh LP kann man ausschließlich über einen offinziellen McIntosh Vertriebspartner realisieren werden, die Alben von Little Big Beat Studios und „Swing Gate“ über deren Homepage.
Somit liegen zum Vinyl-Quartett vier Alben mit ähnlich hohen Ansprüchen bei der Musikaufnahme, Produktion und Fertigung vor, und das rein analog – also AAA. Wird es einen Sieger geben?
Alle Alben wurden sorgfältig vorbereitet. Erst erfolgte ein Vollwaschgang mit der Loricraft und im Anschluss das Tempern mit der AFI-Flat im Standard- Programm.
Wie wurde gehört? Wir trafen uns in meinem raumakustisch optimierten Hörraum und tasteten die Platten mit einem Soundsmith Hyperion MKI ab, an einem 13“ Robert Fuchs Arm mit einer Cardas PhonoBox um, bezüglich der Kabelverwendung, flexibel zu sein. Robert Fuchs war so freundlich die Box am Arm zu konfektionieren. Das alles auf einem STST- Laufwerk für die Verwendung von bis zu zwei Tonarmen. Das Signal lief über gute Kabel der 1500,- EUR Klasse zum Step-Up Transformer „Classic“ von Music First Audio und weiter zum Grandinote Phonoverstärker Celio MKI. Die Verstärkung erledigte der Vollverstärker Perreaux éloquence 250i für die Magnepan 3.7 unterstützt von vier 12“ REL-Subwoofern. Kann man so machen!
Lori Lieberman -"Perfekt Day", 2024
LowSwing / Sven Fandrich (Text und Bild)
Begeistert und inspiriert von der großartigen LowSwing 010 „The LowSwing Sessions“ mit „Fink“ wuchs bei Lori Liebermann die Idee auch ein Live-Analog-Album in Berlin bei LowSwing aufzunehmen. Sie entwickelten in einer Video-Konferenz ein Konzept wie die Idee in zwei Tagen
umgesetzt werden könnte. Die von Guy erstelle Songliste war für Lori überraschend, sie begrüßte jedoch die Herausforderung über den Tellerrand hinauszuschauen. So kam es zur Interpretation der Musik von Lou Reed, The Cure, Ron Sexsmith, Tracy Chapman oder Scott Walker.
Das ist auf der vorliegenden auf 2000 Exemplare limitierten LP großartig gelungen.
Guy Sternberg versammelte herausragende Musiker und toppte das Ganze noch mit zwei Gesangspartnern. Auf Seite A singt Lori den Song „Perfect Day“ mit Fink und auf Seite B den Song „Burden and Gift“ mit Alon Lotringer, dem Musiker der brillanten LowSwing LP 006 „In Light“.
Im Ergebnis ist erneut ein Album mit 45 rpm im One-Step-Verfahren entstanden, was das Maß der Dinge in der analogen Musikproduktion definiert. Man kann nur wünschen, dass sie in den Genuss dieses intensiven und betörenden Klanggenusses kommen und eines der raren Alben ergattern.
Die Platte wurde in den Emil Berlin Studios gemastert und auf Lack geschnitten und später bei Optimal Media auf 140 g gepresst. Dabei wurden die Platten direkt vom „Vater“ gepresst, wodurch zwei sonst übliche Fertigungsschritte entfallen. Dadurch wird ein kristallklares, energiereiches Einschwingen hoher Frequenzen auf der Platte gewährleistet. Die Qualität der Testpressung wurde dann auf einem Brinkmann-Balance Laufwerk überprüft.
Bereits beim ersten Titel protzt die Aufnahme mit hohem Pegel und einer Bassgewalt, die den Raum erschüttern lässt. Also Vorsicht nicht mit zu hohem Pegel starten! Der Bass bleibt weiterhin präsent die Stimmen und Instrumente werden trotzdem klar, plastisch und geschmeidig abgebildet. Besonders die zwei Duette „Pefect Day“ mit Fink und „Burden And Gift“ mit Alon Lotringer finde ich beachtlich gut gelungen.

Platteninformationen:
Lori Liebermann, "Perfect Day", 45 rpm, 140 Gramm
Gatefold Cover und Begleitheft, One Step Processing, 0075 von 2000 Alben
Veröffentlichung: 29.11.2024
Label: LowSwing - LOSW012
Genre: Jazz / Folk
Preis: 60,00 EUR
Bewertung Sven Andreas Rolf Guy Durchschnitt
Musik 2,0 2,0 2,0 1,0 1,8
Klang 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0
Vinyl 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0
Preis 2,0 2,0 2,0 1,5 1,9
Peter Erskine Quartett -"McIntosh Sessions Vol. 1", 2024
Sven Fandrich (Text und Bild)
Unabhänig vom Preis kommen wir nun zu dieser musikalisch und klanglich interessanten Veröffentlichung. Die Platte wurde für McIntosh im Mastering-Studio Sterling Sound nach höhsten Ansprüchen an die analoge Aufnahmequalität und Mastering auf Analogband produziert. Ziel war es im „direct-to-tape“ Verfahren ein High-Fidelity-Hörerlebnis zu schaffen in klanglicher Exellenz, um den Originalsound in den Hörraum zu transportiert. Ein Wunschdenken welches sich unmöglich realisieren lässt. Jeder der regelmäßig Konzerte besucht weiß, dass es auch mit größtem Aufwand nicht gelingt, den Konzertklang in den Hörraum zu transportieren. Hi-Fi Wiedergabe auch auf sehr hohem Nievau erreicht nicht das Live-Erlebnis.
Dabei wurde ähnlich wie bei LOWSWING, hier erfolgt das Abhören der Testpressung auf einem Brinkmann Laufwerk, die Testpressung über McIntosh Geräte abgehört.
Das Peter Erskine Quartett war mir unbekannt. Was die Herren jedoch auf dieser Aufnahme abliefern, ist allerbeste Unterhaltung. Die Titel aus der Feder der Bandmitglieder werden transparent, melodiös und entspannt vorgetragen. Alles wirkt sehr routiniert und perfekt eingespielt. Ein Klang zum hineinfallen, geschmeidig mit wohliger Wärme feinster Auflösung druckvoll und perfekter Abbildung der Instrumente. Dies ist bereits auf der LP mit 33 rpm zu genießen. Das kann man nur als absolut gelungen und großen Spaß bezeichnen. Eine zweite Scheibe enthält ausgewählte Stück auf 45 rpm. Oft werden bei Titeln, die in zwei Geschwindigkeiten vorliegen bei 45iger Pressungen gesteigerte Attacke, Spannung und raumgreifendere Abbildung festgestellt. Die Runde war genau von diesen akustischen Steigerungen sehr angetan. Ich empfinde es in Grenzbereichen etwas angesträngter als auf der 33iger Pressung. Die Fertigung ist ohne jeden Makel bei RTI auf 180 Gramm produziert, die Verpackung ist hochwertig im Gatefold- Cover. Leider wurde, bei dem Preis unverständlicherweise, auf eine gefütterte Innenhülle verzichtet. Auch wenn die hohen Erwartungen an die Musik und Produktion erfüllt werden, erscheint der Preis für das Erlebnis sehr hoch. Klangfetischisten werden sich von dem Preis nicht abhalten lassen und das Album trotzdem kaufen.

Platteninformationen: McIntosh Sessions Vol. 1
Veröffentlichung: 2024, Gatefold- Cover, je 180 Gramm, 1 x LP in 33 rpm, 1 x EP in 45 rpm
Label: McIntosh Laboratory. Inc.
Genre: Jazz
Preis: 225,- EUR, oder 150,- $ für den Kauf in USA
Bewertung Sven Andreas Rolf Guy Durchschnitt
Musik 1,5 2,0 1,0 1,0 1,4
Klang 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0
Vinyl 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0
Preis 5,0 4,0 5,0 4,0 4,5
Dabeull – “Analog Love” „Die Sommerplatte 2024!“- Teil 23
Dank AFN (dem Soldatensender der Amerikaner in Berlin) von Black Musik der 70iger und 80iger Jahre geprägter Jugendlicher, las ich nun im fortgeschritten Alter von David Said`s Platte „Analog Love“. Was für ein gelungener Titel. David Said alias „Dabeull“ ist ein französischer Musiker, Produzent und Sänger, der die Elektrofunk-Szene seit geraumer Zeit richtig aufmischt. Sein 9 Titel umfassendes Album ist nicht nur musikalisch eine Ausnahmeerscheinung im Sommer 2024, nein auch die analoge Aufnahmetechnik weicht wohltuend vom aktuellen DIGITAL-Standard ab.
Der Fan von analogen Synthesizern und der Musik der 70 – und 80iger Jahre, wie Disko, Funk und Soul debutiert als Solokünstler mit diesem Album, dass mit Charme, Geschmeidigkeit und mitreißendem Groove beeindruckt. Zur Freude aller Vinyl-Fans ist das Album bis auf die nicht gefütterte Innenhülle dazu großartig bebildert (schon das Hochglanz Cover wie auch das Innenfoto ist eine Pracht) und zusätzlich als Gatefold mit einem umfassenden Begleitheft ausgestattet.
Als begeisterter „ANALOGI“ und Sammler von analogen Drumcomputern, Keybords und Synthesizer war es für Said alias „Dabeull“ zur analogem Produktion des Albums nur ein kleiner Schritt. Die Kirsche auf der „analogen Torte“ stellt dann das verwendete Equipment dar. Hier kam das legendäre Mischpult Harrison-32C-Konsole zum Einsatz, mit dem bereits Michael Jacksons „Thriller“ abgemischt wurde. Für die Produktion scharrte er aktuell angesagte Musiker wie, Reva DeVito, Holyburn, Ferdie, Rude Jude und Jordan Lee um sich. In einigen Titeln verwendet er eine TALKBOX, die die Stimme verzerrt und zum Ausdruck bringt, dass er sich mit seiner Musik nicht zu ernst nimmt, sehr sympatisch. Dabei ist es gelungen eine seltene Eleganz und Lässigkeit auf die Bänder zu bannen.
Auf „westcoastsoul.de“ las ich eine treffende Beschreibung von Thomas Splett: „Auf dem gesamten Album erstrahlt Dabeulls charakteristischer Stil hell und webt einen Klangteppich, der Bilder von neonbeleuchteten Straßen und belebten Tanzflächen heraufbeschwört. Tracks wie "Chronic Lovers" und das verführerische "What'Cha Wanna Do" sind eine Hommage an Funk- und R&B-Legenden wie Shalamar und Herbie Hancock und verleihen der Musik gleichzeitig eine moderne Sensibilität, die die Musik frisch und relevant erscheinen lässt. Die akribische Liebe zum Detail zeigt sich in jeder Akkordfolge und jedem Drum-Fill.“
Wer nach dem Genuss von „Analog Love“ mehr von der Eleganz und Lockerheit dieses großartigen Musikers und Produzenten verlangt, sollte in die LP „Loving Life“ von Dabeull und Sofiane Pamart reinhören und wird auch hier nicht enttäuscht werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass Dabeull uns noch mit weiteren Veröffentlichungen auf diesem Niveau beglückt.

Bewertung Sven Andreas Rolf Thomas Durchschnitt
Musik 1,5 1,5 1,5 1,0 1,4
Klang 1,5 1,5 1,5 2,0 1,6
Vinyl 1,5 2,0 2,0 2,0 1,9
Preis 2,0 2,0 2,0 1,5 1,9
Platteninformationen: Analog Love
Veröffentlichung: 22.04.2024, 33 rpm, 130g, Gatefold-Cover mit Begleitheft
Label: Dabeull Records, Co-produziert von Roche Musique
Genre: Elektro-Funk
Preis: ca. 30,- EUR
Jerome Sabbagh – “Vintage”- 2023; Teil 22
Die erste Auflage der vorliegenden LP „Vintage“ von Jerome Sabbagh war sofort vergriffen. Ich musste einige Zeit warten bis das Album erneut verfügbar war. Hat sich das Warten auf das Album nun gelohnt? Diese LP ist nicht nur aber besonders für den analog Connoisseur gemacht.
Dabei steht der LP-Titel sprichwörtlich für die Aufnahme und Produnktion des Albums. Die Aufnahmen fanden 2020 bei Oktaven Audio mit einer Studer A800 auf analogem Mehrspurband durch Ryan Streber statt, die Abmischung erfolgte durch Pete Rende auf einem Ampex 351 Röhrenbandgerät.
Ziel war es eine Club Atmosphäre zu schaffen die dem großartigen Klang der Aufnahmen aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren so nah wie möglich kommem sollte. On top hat dann noch die Legende Bernie Grundman das Remastering und den Schnitt der Lackfolien mit Röhrenequipment übernommen. Mehr analog geht nicht!
Der Wermutstrophen ist, wie leider so häufig bei den aktuellen Vinylveröffentlichungen der Preis. Diese normale LP (180g) in einem einfachen Cover ohne weitere beiliegende Informationen, zwar mit Kunsstoffinnenhülle, ist , finde ich, unangemessen teuer, zumal die Auflage nicht mal limitiert ist.
Diese Preisgestalltung war für uns der Anlass den Preis eines Albums als eine neue zusätzliche Kategorie einzuführen.
Der Anstoß für Jerome Sabbagh diese Scheibe aufzunehmen erfolgte bereits 1988. Als 15-jähriger Saxofon-Schüler kam Sabbagh in den Genuss, Zuschauer eines Stan Getz-Konzertes in Paris zu sein. Mit auf der Bühne war der Pianist Kenny Barron. Das phänomenale Zusammenspiel beeindruckte ihn tief. 32 Jahre später erfüllte sich Sabbagh seinen Traum einer eigenen Aufnahme mit Barron am Piano.
Wie klingt nun der „neue“ analoge Sound der Sechzigerjahre? Wie in den guten alten Tagen, klare link-rechts Zuordnung der Instrumente. Im Wesentlichen Links das Saxofon, Rechts das Schlagwerk und in der Mitte Bass und Piano. Leider bietet die Aufnahme nur eine geringe räumliche Tiefe zwischen den Lautsprechen. Bei den sieben Titeln handelt es sich um drei Eigenkompositionen von Sabbagh, zwei von Monk und je ein Titel von Dameron und Strayhorn. Die Titel sind gut gewählt, viel wichtiger noch sehr gut gespielt. Die vier Jazzer harmonieren prima und transportieren den zeitlosen Jazz entspannt und transparent in den Hörraum. Mit der Qualität des Vinyls bin ich zu dem Preis jedoch nicht zufrieden. Es gibt leider zu viele Störgeräusche. In der Gesamtschau erreicht das Album nicht das hoch gesteckte Ziel. Wie so häufig kann weder Pressqualität noch Ausstattung des Albums den sehr hohen Preis rechtfertigen. Daher gibt es von mir lediglich eine 3 für die Kategorie Vinyl und eine 4 für die Angemessenheit des Preises.

Kenny Barron, Joe Martion, Jerome Sabbagh und Johnathan Blake von links nach rechts

Platteninformationen: Vintage
Veröffentlichung: 15.12.2023, 33 rpm, 180g,
Label: Sunnyside
Genre: Jazz
Preis: ca. 60,- EUR (dafür kann ich ein halbes Jahr streamen, diese Musik inbegriffen)
Bewertung Sven Andreas Rolf Frank Durchschnitt
Musik 1,5 1,0 1,0 2,0 1,4
Klang 1,5 1,5 1,0 1,0 1,2
Vinyl 3,0 2,0 1,0 2,5 2,1
Preis 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0
Jamie Cullum – “Twentysomthing” - First Time in Vinyl
– 20th Anniversary Edition - 2023; Teil 21
Was für eine Freude, als ich die Ankündigung der 20th Anniversary Edition von Jamie Cullums „Twentysomthing“ im Spätsommer laß. Eines meiner damaligen Lieblingsalben, leider nur auf CD veröffentlicht liegt nun als Doppel-Vinyl vor. Auf der „Insel“ entwickeln sich regelmäßig aus eigenem Antrieb musikalische Superstars auch ohne Castingshows.
Einer dieser Fälle ist Jamie Cullum. Er veröffnetlichte in
Eigenregie 2002 auf Candid Records, ein kleines
Independent-Label, sein Erstling „Pointless Nostalgic“,
welches wie eine Bombe bei der Kritik einschlug
(auch auf Vinyl erhältlich und nach meiner Einschätzung
so wertvoll wie “Twentysomthing”) . Auf seinem Erstling
frischte er Klassiker auf und ergänzte diese mit zwei eigenen Songs,
darunter dem Abschlusssong und gleichzeitiger Prophezeiung -
„I want to be a Popstar“. Er unterstrich damit seine klare Ambition, welche er ein Jahr später mit „Twentysomthing“ in die Tat umsetzte. Das Konzept lehnt sich dabei an sein Debüt-Album an. Auch hier stützte er sich auf Standards von Cole Porter, Jimie Hendrix, Jeff Buckley und anderen. Das Großartige des Albums ist die Auswahl und Zusammenstellung des Materials, dabei ist die Interpretation der Songs der Schlüssel zum Erfolg. Seine jugendliche Leichtigkeit und sein großartiges Timing unterscheiden ihn von vielen Musikern seiner Generation. Auf “Twentysomthing” sind neben dem Titelsong nur weitere zwei Eigenkompositionen mit „All At Sea“ und „Next Year Baby“ an Bord. Da die Titelauswahl jedoch so exzellent erfolgte gibt es keinen musikalischen Bruch im Album. Cullums lebhafte Stimme und sein virtuoses Klavierspiel verleihen dem gesamten Album eine einzigartige Note. Seine Fähigkeit, Jazz-Elemente mit Pop und Rock zu verbinden, ist beeindruckend und verleiht dem Album eine zeitlose Frische. Was dieses Album so packend macht ist seine Live-Atmosphäre, die Cullum mit dieser Studioaufnahme erreicht. Es fühlt sich an, als ob man bei einem aktuell so angesagten Studiokonzerten dabei ist und das verleiht dem Album eine lebendige, mitreißende Energie. Beim Hören des Albums bin ich sofort an ein Konzert im Berliner Tempodrom erinnert, dass eines der stimmung- und schwungvollsten Konzerte war welches ich bis lag erleben durfte. Also ein Glücksfall für alle Musikfreunde diese späte Vinylveröffentlichung, zumal das Album gegenüber meiner CD-Veröffentlichung auf Seite 4 durch Single-Versionen eine Liveaufnahme und weitere Titel ergänzt wurde. Das wird hin und wieder bei Neuauflagen so gemacht, allerdings meiner Einschätzung nach oft ohne wirklichen Mehrwert oder Aufwertung des Albums. Das trifft hier nicht zu. Hier stellen die „Zugaben“ eine willkommene, spaßbringende Erweiterung des musikalischen Cullum-Kosmos dar – großartig!
(Zum Verständnis meiner Bewertung: Da es sich in der Mehrzahl um Coverversionen handelt, bewerte ich das Album musikalisch entgegen meiner Vorstellung von Lady Blackbird, in der Mehrzahl auch Coverversionen, hier nur mit der Note 2, obgleich es diesem Sensationsalbum in nichts nachsteht – sorry Jamie.
Das Album ist klanglich gut gelungen, es fehlt lediglich etwas räumliche Tiefe.
Die Fertigung ist ohne jeglichen Makel eine 1+.)


Platteninformationen:
Veröffentlichung: 2003 (CD) – 20.10.2023, 33 rpm, 180g, Do-LP, Gatefold-Cover
Musik Coverversionen und 3 Eigenkompositionen und 5 Bonus-Tracks
Label: DECCA – Universal Music
Genre: Crooner-Jazz mit Schwung
Preis: ca. 40,- EUR
Bewertung Sven Andreas Rolf Uwe Durchschnitt
Musik 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0
Klang 2,0 1,5 1,5 1,5 1,6
Vinyl 1,0 1,5 1,0 1,5 1,3
Peter Fox „Love Songs“Der „Stadtaffe” kocht Liebe!, Teil 20
Was für eine coole Scheibe! Eigentlich könnte ich es mir leicht machen und auf die Rezension von Sebastian Schmidt aus der „AUDIO“ 8/2023 verweisen, mit der ich zu 100% übereinstimme. Mache ich aber nicht! Nicht überraschend schoss das Album laut „MINT“ direkt auf Platz „EINS“ der LP Charts. In einem Spiegel Interview erkläre Peter Fox "Eigentlich fühle ich mich ein bisschen zu alt, um Popstar zu sein. Ich sollte Platz für die nächsten machen". "Das wird mir immer klarer, wenn ich die jüngeren Leute in meiner Live-Band sehe. Boah, die sind so cool. Mein Cool ist nicht mehr das Cool von heute". Ich möchte ihm zurufen aber sicher doch. Wer auf eigene Faust ein solch stimmiges Album raushaut (es gibt für mich kein Ausfall auf der Scheibe, habe ich selten so gehört), hat nicht weniger Coolness als die jungen Musiker in der „Großen Stadt“. Und doch unterscheidet sich die „Neue“ vom Megaseller „Stadtaffe“ deutlich und das ist auch gut so. Wer braucht schon ein Album „Stadtaffe Vol.2“? Niemand. Daher kann ich auch die einzelnen Kritiken zum Album „Love Songs“ nicht verstehen. Ich finde die Texte witzig und hintergründig. Obwohl eine Ballade, war „Kein Regen in Dubai“ für mich beim ersten Hören der beeindruckendste Titel. Mit dem Vers „Blue Sky, soweit das Auge reicht - Mama schreibt: "Schatz, zu Hause schneit's" - Rooftop-Story im Designerkleid - Mh, es ist wieder Zeit für ′n Smile“ „Und du weißt nicht genau, wie lang - Du hier noch allein bist in diesem Land - Du bist irgendwann los vom Siemensdamm - Für ein Leben, für ein Shooting im goldenen Wüstensand“ umreist er die „Einsamkeit“ und den nur auf Show getrimmten Auftritte der Influencer
die mit dem „schönen Schein“ Kasse machen wollen. Wie armselig sind die eigentlich? Besonders schmunzeln musste ich bei „Toskana Fanboys“ über die Verse „Fahr den Wagen in Adiletten - Capitano wie Zanetti - Abendsonne und Moretti (mh, mh) - Labern Schrott und wir sind happy - Die Nacht bringt die Kühle - Neonlicht, Plastikstühle - Adriano singt von Liebe (cosa?) - Und wir canceln unsere Flüge“ finde ich einfach – Hammer!
Die Musik ist abwechslungsreich und sehr gut produziert. Die Titel werden durch den Einsatz von Chor, Hall- und Soundeffekten wie vor allen die treibenden Beats getragen. Peter Fox selbst mag Musik die smooth ist und die Menschen erreicht. Genau das hat es mit seinem neuen „Meisterwerk“ geschafft, ein Konsensalbum, wie auch „Stadtaffe“ nur auf der sanfteren Spur.
Ob „Love Songs“ den riesigen kommerzielle Erfolg von „Stadtaffe“ wiederholen kann ist heute noch nicht vorher zu sagen. Für mich hat er auch heute wieder den Zeitgeist getroffen. Der Erfolg wird sich sicher wie vor 15 Jahren einstellen.
Beim ausverkauften zweiten Konzert in diesem Sommer in der Waldbühne war der Spaß für mich dann auch riesengroß. Vielleicht war es aber für den einen oder die andere nicht knackig genug, mag sein - es war eben ein Peter Fox und kein Seeed Konzert, welches im Sommer 2022 an gleicher Stelle im Vergleich wie ein Abrissbirne daherkam. Am Ende gibt es von mir eine dicke Empfehlung für das coolster Album des Sommers 2023!

Platteninformationen: „Love Songs“
Veröffentlichung: 14.06.2023, 33 rpm, 140g, Gatefold-Cover
Musik, Texte und Produktion: Pierre Baigorry alias Peter Fox
Label: Warner Music Group
Genre: Deutsch Hip-Hop, Reggae
Tipp: Apple-Musik: Interview Peter Fox mit Aria Nejati
Preis: ca. 25,- EUR
Bewertung Sven Andreas Rolf Michael Durchschnitt
Musik 1,5 1,0 2,0 1,5 1,5
Klang 1,5 1,5 2,0 2,0 1,8
Vinyl 1,0 1,5 1,0 1,0 1,1
Benny Sings - „Music” – 2021, Teil 19
Tim van Berkestijn besser bekannt als Benny Sings ist ein niederländischer Musiker, Sänger und Produzent. Er begann seine Musikkarriere in den späten 1990er Jahren und hat
seitdem eine Vielzahl von Alben veröffentlicht. Seine Musik ist eine
Mischung aus verschiedenen Genres wie Pop, Soul, R&B und Jazz.
Seine Produktionen zeichnen sich durch eingängige Melodien,
groovende Rhythmen und geschickte Produktion aus.
Sein aktuelles, am 24.3.2023 erschienenes Album „Young Hearts“,
stand auf meiner Auswahlliste weit oben. Nun ist jedoch seit kurzem
sein 2021 Meisterwerk „Music“ zu einem fairen Kurs von 25,- EUR wieder
auf Vinyl erhältlich. Und so habe ich mich kurzfristig für diese LP entschieden.
Das aktuelle Album „Young Hearts“ bereitet mir auch große Freude, „Music“ hat jedoch für meinen Geschmack die Nasenlänge vorn.
Von Anfang an entführt uns "Music" in eine Wohlfühlatmosphäre, die von warmen und eingängigen Melodien getragen wird. Seine „eigenartig helle“ und sanfte Stimme und die geschickt platzierten Instrumente schaffen eine Atmosphäre, die den Hörer sofort mitreißt.
Die Stärke von "Music" liegt in seiner Fähigkeit, verschiedene Genres und Stile zu vereinen. Benny Sings schöpft aus dem Pool des Pop, Soul, R&B und Jazz und webt diese Elemente zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Jeder Song hat seinen eigenen Charme und vermittelt eine einzigartige Stimmung. Von den funkigen Rhythmen von "Nobody`s Foult“ mit Tom Misch, über den verschleppten Rhythmus auf „Rolled Up“ mit Mac DeMarco und dem „perfekten Popsong“ „Miracles“ mit Emily King und Peter Cottontale ist jedes Stück sorgfältig arrangiert und strahlt eine zeitlose Schönheit aus. Einen gelungenen Abschluss findet das Album dann mit dem Titelstück „Music“ und rundet es so zu einem Meisterwerk ab. Geschrieben und eingespielt hat er die Titel zumeist selbst mit wenig Unterstützung. Dabei spielte er den Bass, das Keyboard, singt und programmiert die Effekte. Laut Würdigung im Klappcover “produced and recorded by Benny Sings at Benny Sings Studio, Amsterdam” also, im Wesentlichen eine One-Man-Show.
In jedem Song stahlt sein Talent als Songschreiben und Produzent hell wie die
Sonnenstrahlen im Sommer. Man kann sich in jedem einzelnen der Titel verlieren
und sich nicht satthören, weil die Songs sich immer aufs Neue entspannt und easy
in die Ohren schleichen. So kann die Musik nicht nur ihn retten, nein auch dem
Zuhörer kann „Music“ positive Energie schenken, rezeptfreie Antidepressiva!
Die Covergestaltung mit den unscharfen Bildern und die ungefütterte Innenhülle
überzeugen mich nicht. Das Klappcover bildet die Texte und die Auflistung der
Mitwirkenden ab. Die Qualität des Vinyls ist bis auf ein paar Klicks, die den Gesamteindruck nur marginal stören noch in Ordnung. Der Klang ist keine audiophile Offenbarung geht aber in Ordnung. Wer gefallen an der Musik von Benny Sings findet, sollte unbedingt auch in sein 2019 Album „City Pop“ reinhören. Ein ebenso großer Spaß!



Platteninformation: „Music“
Veröffentlichung: 9. April 2021, 33 rpm, 140g, Gatefold-Cover
Musik, Texte und Produktion: Benny Sings – mit vereinzelter Unterstützung
Label: Stones Throw
Genre: Pop, R&B, Soul, Jazz
Preis: ca. 25,- EUR
Bewertung Sven Andreas Rolf Oliver Durchschnitt
Musik 1,5 2,0 2,0 2,0 1,9
Klang 2,0 1,5 1,0 2,0 1,6
Vinyl 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0
Tim Bernardes - „Mil Coisas Invisiveis” – 2022, Teil 18
Martim Bernardes, alias Tim Bernardes veröffentlichte Ende 2022 mit „Mil Coisas Invisiveis” („Tausend unsichtbare Dinge“) sein zweites Solo-Werk. Der Sänger, Songwriter, Musiker, Komponist und Produzent aus Sao Paulo, Brasilien, hat nach dem 2018 für den Latin Grammy nominierten Erstling „Recomeçar“ nun ein weltweites Publikum im Visier. Das in der brasilianischen Tradition wurzelnde Album wurde elegant mit aktuellen Indie- und Folkeinflüssen gespickt. Das ist derart großartig geglückt, dass obwohl es in portugiesischer Sprache gesungen wird, tief berührt. Da ich die Texte ohne gezielte Übersetzung nicht verstehe, kann ich mich vollständig auf die Musik einlassen. Beim Hören kam mir oft der Titel der DDR-Musikzeitschrift „Melodie und Rhythmus“ in den Sinn. Ich denke, dass gerade die Sangesweise, der besondere Vortrag von Tim Bernardes unverwechselbar ist und damit diese Veröffentlichung ein Alleinstellungsmerkmal hat. Solch einen intimen bewegenden Gesang habe ich in anderen Sprachen noch nicht gehört. Beim Hören des Albums fühle ich mich emotional tief mit der Musik verbunden. Sie legt mir in gewisser Art eine warme, weiche Decke um, stahlt Ruhe aus und entspannt mich zutiefst. Der „Musikexpress“ würdigte das Album dann auch mit 5 von 6 Sternen völlig zurecht. Eine Bemerkung in der Rezension erscheint mir besonders treffend und witzig zugleich „Ach, bei Tim Bernardes können einem die Ohren in den Himmel wachsen …“.
Die Produktion ist bezüglich der Stimmenpräsens phänomenal gelungen. Meine LP weist leichtes Aufnahme- oder Rillenrauschen auf, was jedoch nur unter exzellenten Kopfhörern deutlich wird.
Die Fertigung des Vinyls ist nicht überragend aber auf gutem Niveau mit wenigen Störgeräuschen.
Der Opener „Nascer, Viver, Morrer“ – „geboren, leben, sterben“ nimmt einen so unmittelbar gefangen, dass man jeden weiteren Klangtupfer bis zur Auslaufrille aufsaugt und die Platte einen glückselig zurücklässt.
In der Musikszene ist Tim Bernardes kein ungeschriebenes Blatt. So hat er mit einigen internationalen Künstlern zusammengearbeitet. David Byrne und die Fleet Foxes haben ihn schon ins Studio geholt. Die Qualität seiner Songkunst wird durch die Aussage von Robin Pecknold dem Kopf der Fleet Foxes geadelt: „Ich hoffe, dass ich eines Tages nur ein Zehntel so gut singen und Songs schreiben kann wie Tim Bernardes“.
Für mich eines der Top Ten Alben aus 2022, unbedingt kaufen pure Medizin für die Ohren.

Platteninformationen:
Veröffentlichung: 18.11.2022, 33 rpm, 140g, Doppel-LP, Gatefold-Cover
Musik, Texte und Produktion: Tim Bernardes
Label: Psychic Hotline
Genre: Indierock | Alternative
Preis: 30,- EUR
Bewertung Sven Andreas Rolf Claus Durchschnitt
Musik 1,0 3,0 2,0 3,0 2,3
Klang 2,0 2,0 1,5 2,0 1,9
Vinyl 2,0 1,5 1,5 2,0 1,8
Curtis Stigers - „This Life” zwischen den Stilen – 2022,
Teil 17
Die Plattenwahl für das 17. Quartett war für mich so schwer wie nie. Viele gute Platten liefen in den letzten Monaten durch meine Hände und auf den Teller. Der Überknaller war nicht dabei. So waren es am Ende drei Veröffentlichungen, die in die engere Wahl kamen. Am Ende kann es nur ein Album sein. Das zum ersten Mal auf Vinyl veröffentlichte Album „Antidrepessant“ aus 2006 von Lloyd Cole wie auch „Good To Be…“ von Keb` Mo` aus diesem Jahr müssen deshalb unverschuldet zurückbleiben. Auch diese Vinylausgaben hätten es zweifellos verdient im Quartett gehört zu werden. Entschieden habe ich mich am Ende aus dem Bauch heraus für Curtis Stigers. Denn sowohl Musik wie Klang der zwei anderen Kandidaten bewegen sich auf gleich hohem Niveau wie „This Life“. Die Bauchentscheidung wurde durch den Konzertbesuch am 07.11.2021 im Nikolaisaal in Potsdam unterstützt (Infos unter fan-vinyl.de). Die ihm zum Konzert zur Seite stehenden Cliff Schmitt (Bass) und Paul Wells (Drums) begleiten ihn neben weiteren Musiker auch auf der vorliegenden Platte. Wie soll ich das aktuelle Album inhaltlich beschreiben? Es ist ein Mix aus seinen erfolgreichsten Songs und Standards von Nick Lowe, Emmylou Harris, George Gershwin, Leonard Cohen bis Bob Dylan. Diese Zusammenstellung ergibt ein Werk wie aus einem Guss. Dem Vorwurf hier seichter geistloser Bar-Pop Musik auf den Leim zu gehen, setze ich mich gern aus. Für mich ist der Mix aus Jazz, Country und Folk in Jazzbesetzung dargeboten exzellent gelungen. Basierend auf der reduzierten Besetzung aus Klavier, Bass, Schlagzeug mit gelegentlichem Orgel-, Keyboard- und Trompeteneinsatz wurde die ausdrucksvolle Stimme von Stigers sensationell plastisch eingefangen. Die „Kirsche auf der Sahnetorte“ ist sein Saxophonspiel.
Sein stimmlicher Auftritt beim Konzert im November war sehr gut. Was er jedoch bei dieser Studioaufnahme abliefert, ist auf noch höherem Niveau. Beim Hören des Albums ertappe ich mich oft bei der Frage „Wer war noch Gregory Porter?“ Denn was er hier performt steht seinem Landsmann in nichts nach! Die kurzweilige Titelauswahl und die exzellente Aufnahme geben der Do-LP aktuell viel Zeit auf meinen Platttellern. Hier zeigt ein gereifter Künstler ein besonders Gespür für Titelauswahl und das Zusammenführen verschieden Stile. Großen Respekt für ein bemerkenswertes Album. Meine Bewertung des Vinyls mit „gut“ ist trotz des einen oder anderen Knackens auf Grund des stilvoll gestalteten Gatefold Covers in Anlehnung an die Veröffentlichungen des Labels „Jazz Images“, der gefütterten schwarzen Innenhüllen und vor allem dem großzügigen Schnitt (breite Auslaufrillen) zu verdanken. Viel Spaß beim nachhören!

Platteninformationen:
Veröffentlichung: Februar 2022, 33 rpm, 180g, Doppel-LP, Gatefold-Cover
Production: Curtis Stigers - Brooklyn Recording, NYC von Andy Taub
Label: Universal Music
Genre: Jazz / Crooner
Preis: 28,- EUR
Bewertung Sven Andreas Rolf Claus Durchschnitt
Musik 2,0 1,5 2,0 2,0 1,9
Klang 1,5 2,0 2,0 2,0 1,9
Vinyl 2,0 1,5 2,0 2,0 1,9
Iiro Rantala „Potsdam“, 2022 – auf Augenhöhe mit dem Köln Konzert von Keith Jarrett, Teil 16
Den überwältigenden Zuspruch den Keith Jarrett mit „The Köln Concert“ veröffentlicht auf ECM erfahren hat wird Iiro Rantala wohl verwehrt bleiben. Zu Unrecht, denn musikalisch und vor allem klanglich steht diese Solo Klavierliveaufnahme der meistverkauften Jazz- und Klaviersoloplatte aller Zeiten nicht nach, sondern überflügelt sie sogar.
Im Rahmen der NORDIC JAZZNIGHT im Nikolaisaal Potsdam trat am 27.11.2021, als erster der zwei geplanten Acts, Iiro Rantala mit seinem „Best Of!“ Programm - ein Meister des modernen grenzenlosen Pianospiels auf. Ich hatte mir kurzfristig eine Karte gekauft, weil ich gern Lars Danielsson mit dem Programm „Cloudland“ hören wollte, deren gleichnamige LP mich begeisterte. Der zweite Teil nach der Pause war großartig, was Rantala jedoch im ersten Teil auf dem Steinway Flügel zelebrierte beeindruckte mich nachhaltiger (Eindrücke auf fan-vinyl.de). Im Anschluss an das Konzert konnte ich nicht anders als mir seine vergriffene LP „My Finnish Calendar“ über Discogs zu beschaffen, da mich der Titel „November“ im Konzert begeisterte.
Nun liegt dieses Konzert in Auszüge als LP auf dem Plattenteller und die Gänsehaut stellt sich bei jedem erneuten Abspielen ein.
Die Einschätzung aus dem Programm „Der Name Iiro Rantala steht für eine ganz besondere Kombination aus Humor, Intelligenz und bewundernswerter Technik am Klavier“ kann ich nur doppelt-fett unterstreichen. Als Rantala den Klang des Flügels mit einem Kissen oder einem Blatt Papier verfälschte waren das für mich die emotionalen Aha-Momente des Abends. (Zu hören auf dem letzten Titel „Freedom“ auf Seite A). Einfach großartig, wie Rantala das Instrument bespielt. Ein weiteres Highlight neben den Klassikern von John Lennon „Woman“ und Leonard Bernstein „Somewhere“ ist das erwähnte „November“ eine Hommage an Rantalas Lieblings-Monat – Gänsehaut pur. Im Konzert sagte er, was sollen die Finnen in den langen, dunklen und kalten Wintern machen außer von der Emotion der Einsamkeit getragene Musik? Ja weiter so, wenn sie am Ende so großartig ist!
Die Scheibe beginnt mit Applaus und den Eigenkomposition wie „Twentytwentyone“. Es knistert ein wenig, was im Weiteren des Heimkonzertes vernachlässigbar gering bleibt. Was sofort beim Hörer ankommt ist der fesselnde Klang meines Lieblingskonzertsaales. Natürlich kann man den Saal nicht eins zu eins auf Vinyl bannen. Was die Anlage davon zu Hause reproduziert ist atemberaubend gut. Verantwortlich für die Aufnahme und am Ende den Klang ist Martin Ruch Tontechniker aus Berlin. Seine Referenzen sind ellenlang unter anderem war er neben ACT für ECM, Sony Classical, Universal Music und viele weitere tätig. Das Cutting wurde in die erfahrenen Hände von Sidney Claire Meyer in den Emil Berliner Studios gelegt. Am Ende liegt hier ein Album der reinsten Freude vor. Alle Zutaten passen, ein großartiger Künstler in einem außergewöhnlich klingendem Konzertraum und passionierte Techniker, Chapeau ACT große Kunst. Da bleibt nur der Wunsch nach einer vollständig knisterfreien Pressung!

Veröffentlichung: März 2022, 33 rpm 180g Vinyl
Aufnahme: Live am 27.11.2021 im Nikolaisaal Potsdam
Aufzeichnung und Bearbeitung von Martin Ruch,
Folienschnitt von Claire Meyer in den Emil Berliner Studios Berlin
Musiker Iiro Rantala – Steinway Flügel
Label: ACT
Genre: Jazz
Preis: 20, 00 EUR
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Mike Durchschnitt
Musik 1-2 2 3-4 2 3 2,4
Klang 1-2 2 1-2 1-2 1-2 1,6
Vinyl 2 2 3 2 2 2,2

Lady Blackbird „Black Acid Soul“ – 2021, Teil 15
Als ich den Albumtitel „Black Acid Soul“ und den Künstlernahmen Lady Blackbird las, war ich sofort fasziniert vom Künstlernahmen und diesem Hammer-Titel. Wie oft trifft der Titel nicht genau den Inhalt. Das Album hat wenig mit Soul und noch weniger Acid zu tun. Ich würde die Interpretationen eher der Art Jazz von Nina Simone zuordnen. Als begeisterter Nina Simone Fan war ich dann auch völlig geflasht, als ich das Album zum ersten Mal im September 2021 streamte. Sofort bin ich an den Rechner gestürzt und habe versucht eine Vinylversion aufzutreiben. Auf Discogs gab es in England lediglich zwei der limitierten Vinyl-Ausgabe vom Release am 03.09.2021. Der Preis war hoch, egal es musste sein. Leider ist die Fertigung unterirdisch schlecht. Daher möchte ich hier über Musik und Klang berichten.
Und das ist absolut der Rede wert!
Die Sängerin Marley Munroe (alias Lady Blackbird) aus Los Angeles
versuchte sich zuvor im Alternativ-Rock und R&B. Für diese Album ging
sie eine musikalische Partnerschaft mit dem Grammy-nominierten
Produzenten Chris Seefeld ein und wählte Titel aus den 60iger Jahren
die zuvor von Größen der Zeit wie z.B. Nina Simone oder Irma Thomes
interpretiert wurden. Und glücklicherweise wurden die Titel im d
amals gepflegten sehr reduzierten Stil aufgezeichnet.
Die Begleitung beschränkt sich im Wesentlichen auf Gitarre, Piano,
Bass und Schlagzeug. Bei ersten Durchhören kam mir sofort Nina Simones Album „Little Girl Blue“ in den Sinn, auch wenn kein Titel davon für „Black Acid Soul“ ausgewählt wurde. Der Einstieg mit „Blackbird“ erzeugt in seiner Schlichtheit und Intensität sofort Gänsehaut und mit dem dritten Titel „Fix It“ wird klar die Stärke vom Munroe liegt in der Interpretation ruhiger, langsamer Titel, die sie mit ihrer Stimme und einem perfektem Timing furios vorträgt. Der auf der Innenhülle zu lesende Hinweis sie wäre die Grace Jones des Jazz lasse ich mal unkommentiert stehen. Da soll sich jeder selbst einen Eindruck verschaffen. Mit dem zweiten Titel „Five Feet Tall“ auf Seite B bin ich dann auch über die schlechte Fertigungsqualität hinweg und schwelge nur noch in der sensationellen Musik und fliege für den Rest des Albums einfach davon.
Da ich es nicht besser zu beschreiben vermag, was diese Scheibe ausmacht, zitiere ich hier Frank Alkyer aus Down Beat dem US-amerikanisches Jazz-Magazin mit der weltweit höchsten Auflage: „dies sei berauschendes, eindringliches, sexy, gefühlvolles, herzzerreißendes Material. Mit einer Stimme, die an eine Kreuzung aus Mahalia Jackson und Nina Simone erinnere, zerreiße einem Lady Blackbird das Herz und fügt es mit diesen elf Songs wieder zusammen. Die Leichtigkeit, das Knurren, das Gurren und die überzeugende Natur ihrer Stimme kommen aus ihr selbst. Als sie etwa in Allen Toussaints Hit „Ruler of My Heart“ fleht: „Come back, come back, come back/ I’ve had enough“ singt, gebe es eine durchdringende Suche nach Liebe, wie es nur von wenigen Künstlern dargeboten werden kann. Über allem schwebt die Stimme und Kunstfertigkeit dieser neuen und unglaublich aufregenden Künstlerin. „Wir werden noch viele Jahre über dieses Debüt sprechen.“ [1] (Frank Alkyer: Lady Blackbird: Black Acid Soul (BMG). Down Beat, 1. September 2021.) Wikipedia
Am 28.01.2022 erschien dann auch in Deutschland diese Großtat auf Vinyl. Auffällig war die zur Special Version geänderte Covergestaltung. Das Design der Innenhülle wanderte nun auf das Cover. Schade den das Cover der Special Edition mit dem markanten, geprägten Schriftzug „Black Acid Soul“ ist sehr gelungen. Nun gut das kann man verkraften. Das entscheidende ist jedoch das die vorliegende deutsche Pressung aus 2022 deutlich weniger Störgeräusche erzeugt als meine „Special Edition“. Perfekt ist sie jedoch bei weitem nicht. Der Klang lässt mich etwas ratlos zurück. Hier steht die sensationell abgebildete Stimme von Frau Munroe dem doch etwas dumpfem Klang der Instrumente gegenüber. Das mag stilistisch so gewollte sein und hat auch seinen Reiz. Allerdings hat man Bass und Klavier auch schon präziser und strahlender gehört. Am Ende trumpft die Stimme auf der vorzüglichen Anlage von Andreas, auf der die Platten für diese Ausgabe gehört wurden, derart stark auf, dass es für den Klang zu einer zwei reicht.


Platteninformationen:
Veröffentlichung: September 2021, 33 rpm 180g Vinyl, Limited Edition
Produktion: Chris Seefield und Gitarre,
Musiker Deron Johnson – Piano, Jonny Flaugher – Bass, Jimmy Paxson – Schlagzeug
Label: Foundation Music Production
Genre: Jazz / Soul
Preis: 23,- EUR
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 1-2 1 2 1,4
Klang 2 1-2 1 2 1,6
Vinyl 2 2 2 2 2,0
Durand Jones & The Indications „Private Space“ – 2021, Teil 14
Eine der Entdeckungen in der Corona-Zeit 2020 war das Album des mir bis dahin unbekannten Musikers Aaron Frazer. Sein Album „Introducing…“ schlug bei mir ein wie eine Bombe.
Auf dem Cover-Sticker war zu lesen, Solodebut des Durand Jones & The Indications Trommlers, Co-Schreiber und -Sängers. On Top wurde das Album auch noch von Dan Auerbach von den Black Keys produziert. Mit dem Album führt er den „NEO SOUL“ seiner Stammband auf überragende Weise fort. Sein Debut übertrifft, für meinen Geschmack, sogar die zwei sehr guten Veröffentlichungen seiner Hausband. Und nun ist Durand Jones & The Indications mit ihrem dritten Album am Start „Private Space“. War der Soul auf den ersten Veröffentlichungen noch ungeschliffener 60iger Stil, lehnen sich Durand Jones & The Indications an den Erfolg und die Massenkompatibilität ihres Dummers an. Gut so. Man wird in die großartige Funk- und Soulzeit der 70iger und 80iger Jahre versetzt. Wird Durand Jones auf den ersten Werken nur sporadisch von Aaron Frazer gesanglich unterstützt, so haben sich die Gesanganteile umgekehrt. Aaron ist Solo 3- mal Durand nur 2- mal am Start. Gemeinsam singen sie auf 4 Tracks und diese Verteilung sorgt für eine angenehme Homogenität der Scheibe. Und im Duett der ersten zwei Titel die Singleauskopplung „Love will work it out“ und „Witchoo“ gelingt ein sensationell sahnig, beschwingter Einstieg. Die folgenden Titel auf Seite eins hätten auch aus den besten Alben von Teddy Pendergrass oder Luther Vandross stammen können, einfach brillant. Seite zwei startet mit „The way that I do“ wieder beschwingt, bevor mit Titel 2 erneut der Pendergress/Vandross-Stil gespickt mit „Four-Tops“ - Elementen einsetzt. Was für eine großartig, entspannt Musik in perfekter Harmonie von Solo mit Begleitgesang. Die Liste der Studiomusiker ist lang und zeugt vom umfangreichen Einsatz akustischer Instrumente, die für den sensationellen Schmelz des Sound sorgen. Wer eine groovy Platte mit Wohlfühlmusik sucht und dabei nicht zwingend auf audiophile Offenbarungen aus ist, sollte hier zugreifen. Die Pressqualität geht in Ordnung, wobei das eine und andere unterschwellige Knacken hörbar ist. Die Klasse Platte funktioniert als veritables Pflaster für die Corona geschundene Seele. Aktuelle läuft die Scheibe bei mir rauf und runter und hat mich zum Kauf des 2019iger Albums „American Love Call“ motiviert. Ich habe es nicht bereut.
P.S.: Das trifft in gleicher Art auch auf das
Solodebut von Aaron Frazer zu, wobei die
Scheibe für mich klanglich sogar die Nase vorn hat.
Frohe Weihnachten mit guter Musik


Platteninformationen:
Veröffentlichung: 2021, 33 rpm mit Download Code
Produktion: Durand Jones, Aaron Frazer, Steve Okonski und Blake Rhein
Label: Dead Oceans
Genre: Soul / Funk
Preis: 23,- EUR
Musik: 1-2
Klang: 2
Vinyl: 2
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1-2 1-2 1 2 1,5
Klang 2 2 2,5 2 2,1
Vinyl 2 2,5 2,5 2,5 2,4
Katja Werker „Contact myself 2.0“ – 2021, Teil 13
Im Jahr 2000 erschien eine musikalisch begeisternde CD von der bis dahin unbekannten Künstlerin Katja Maria Werker. Werkers Debut „contact myself“ erregte in der Presse, wie auch bei mir großes Interesse. Ich legte mir die CD damals zu, nicht zuletzt, da sie sowohl in der AUDIO als auch der Stereoplay „CD des Monats“ wurde. Bis heute bin ich von Musik und Klang des Albums begeistert und verwende einige Titel immer noch, um nach Modifikationen der Anlagenkonstellation die Veränderungen klanglich einzuordnen. Dazu haben sich für mich insbesondere die Akustikversionen von „The Streets of Africa“ und „Yes“ bewährt. Seit 20 Jahren bin ich etwas traurig darüber, dass es nicht gewagt oder versäumt wurde die Veröffentlichung auf Vinyl nachzuholen. Zumal viele Künstler aktuell sogenannte 20th Anniversary Editionen veröffentlichen, (wie die von hier mir vorgestellte Van Morrison Ausgabe von „The Healing Game“).
Groß war die Freude als ich davon erfuhr,
dass eine akustische Neuauflage des Debutalbums
von Frau Werker bei Stockfisch in der Pipeline war.
Ich nahm mit dem Label Kontakt auf um zu erfahren,
ob es auch sicher eine Vinylversion des Albums
„contact myself 2.0“ geben wird. Dies wurde bestätigt,
aber um Geduld gebeten, da die Fertigungskapazitäten
aktuell sehr angespannt sind.
Am 09.03.2021 traf die Lieferung von JPC bei mir ein.
In ihrer Widmung schreibt Werker „Während einer
intensiven Phase des Umbruchs und Neubeginns in den
Jahren 2018/2019/2020 wuchs in mir der Wunsch, die Songs von „Contact myself“ zum 20jährigen Jubiläum neu aufzunehmen. Live und sehr minimalistisch, so wie ich sie damals in Hamburg an meinem Küchentisch geschrieben habe. Kein anderes Label als Stockfisch kam für mich für dieses Projekt in Frage.“
Im Ergebnis kann man ihr zu der Entscheidung nur gratulieren. Was hier im Zusammenspiele mit Gitarrist Gert Neumann von Günter Pauler in seinem Studio aufgenommen wurde ist brillant. Alle Titel der CD haben es nicht auf die LP geschafft. Ergänzt wurde die Zusammenstellung durch Simon and Garfunkels Klassiker „The Boxer“ vom letzten gemeinsamen und erfolgreichsten Album der Zwei „Bridge over Troubled Water“ der einen würdigen Abschluss des Albums schafft. Die großartig gelungene Aufnahme überzeugt durch Feindynamik, Transparenz und Raumeindruck und wurde wie von Stockfisch gewohnt ohne Fehl und Tadel auf Vinyl gebannt.
Und doch bleibt der Wunsch nach einer klassischen 20th Anniversary Vinyl Edition. Die Stimme der jungen Katja Maria Werker fasziniert mich stärker, sie baut größere Spannungsbögen auf, ist vielschichtiger und nicht nur der Vergleich der akustischen Versionen von „The Streets of Africa“ geht auf das Konto der CD-Version.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.


Platteninformationen:
Veröffentlichung: 2021, 180 g, 33 rpm, Gatefold-Cover mit Künstler Widmung und Textplatt
Label: Stockfisch Records
Genre: Singer-Songwriterin
Preis: 30,- EUR
Musik: 2
Klang: 1
Vinyl: 1
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 2 2 2,5 2 2,1
Klang 1 1,5 1 1 1,1
Vinyl 1 1,5 1 1 1,1
Sault - Untitled (Rise), 2020, Teil 12
Um es gleich vorweg zu nehmen, diese Platte ist ein „Brett“. Gefühlt und gehört wurde die britische Band „Sault“ mit ihren vier in den letzten zwei Jahren veröffentlichten Alben Schritt für Schritt besser. Das mag vielleicht nicht ungewöhnlich sein, dass sich Musiker entwickeln. Das erstaunliche ist, dass „Sault“ das von einem unglaublich hohem Niveau des ersten Albums „5“ aus 2019, über „7“ und dem Album „Untitled (Black Is)“ hin zu „Untitled (Rise)“ aus 2020 gelingt. Das erste Statement in 2020 kam mit „Untitled (Black Is)“ einem Album mit dem „Sault“ ihren Stolz auf die Black Lives Matter Bewegung zum Ausdruck brachten. Sie vereinten viele Black Musik Stilrichtungen wie Gospel, Funk, Soul, Afrobeat, Spoken Word, R&B, HipHop und Dub zu einem musikalisch unwiderstehlichen Gesamtkunstwerk. Absolut hörenswert! Dass die Birten dieses kraftvolle Album im Jahr 2020 noch toppen könnten, damit konnte man nicht wirklich rechnen. Sie haben es jedoch getan.
Hier liegt nun ein Album auf dem Teller, das einen vom ersten Titel an „Strong“ regelrecht gefangen nimmt. Diese Platte hat eine große Lebendigkeit, stahlt Leichtigkeit und Hoffnung aus, wo „Black Is“ die Unterdrückung der Afroamerikaner anklagt und daher pessimistisch und dunkel daherkommt. Der Charakter von „Rise“ ist dagegen leichtfüßig, schwung- und temperamentvoll und zielt auf den Dancefloor und trifft dabei ins Schwarze. Es gelingt einem nicht sich den treibenden Rhythmen zu entziehen. Man muss sich einfach dem Groove hingeben und alles in Bewegung bringen was geht, ob sitzend vor der Anlage oder tanzend durchs Zimmer. Die Platte hat keine wirklichen Highlights da alle Titel auf sehr hohem Niveau sind. Zwei Titel haben vielleicht die Nase etwas vorn „Strong“ und Free“.
Die Do-LP kann man mit Begeisterung von Anfang bis Ende durchhören. Dieses außergewöhnliche Stück Musik sollte man sich auf Vinyl nicht entgehen lasse. Die ersten Pressungen waren sofort vergriffen. Der Berliner Händler hvv kündigt auf seiner Seite die Nachpressung an, welche im Jahr 2021 wieder verfügbar sein wird.
Wer sind „Sault“? Das ist etwas mysteriös, denn es gibt keine Bilder oder Interviews von der Band.
Es gilt aber als ziemlich sicher, dass der Kopf des Projektes Dean Josiah alias „Inflo“ ist. Ein Produzent der auch Michael Kiwanuka oder Jungle produziert hat. Als Stimme kommt Rapperin Melisa Young aber auch Cleo Sol in Frage, die im Jahr 2020 auch auf dem Label Forever Living Originals das großartige Album „Rose In The Dark“ veröffentlicht hat. Es erinnert mich etwas an Erykha Badu, keine schlechte Referenz wie ich finde und sehr empfehlenswert.
Die Fertigung des Vinyl ist tadellos, die Cover aller 4 Veröffentlichungen sind speziell und eher schlicht. Der Klang ist druckvoll, aber nicht besonders raumgreifend die Basse hätte ruhig noch schwarzer und härter sein können. Das muss man so hinnehmen, für das Projekt steht der musikalische Output im Vordergrund und sicher keine Produktion für Klanggourmets.

Platteninformationen:
Veröffentlichung: 2020, 120 g, 33 rpm, Do-LP
Label: Forever Living Originals
Genre: Black-Musik, Funk / Soul
Preis: 37,- EUR
Musik: 1
Klang: 2
Vinyl: 2
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 2 3 2,5 2,1
Klang 2 2 2 2 2,0
Vinyl 2 2,5 2 2 2,1
Christian Lee Hutson „Beginners“ (29.Mai 2020),
Teil 11
Das Angebot an Musik und insbesondere auch an Neuveröffentlichungen ist auch für Interessierte kaum zu überschauen. Selbst wenn man sich über die Presse oder auf Web-Seiten zu diesem Thema versucht auf dem Laufenden zu halten. Es wird immer schwerer in der Vielzahl der Veröffentlichungen, die besonders hell leuchtenden Sterne zu entdecken. Eine solche Veröffentlichung vom 29. Mai 2020 möchte ich hier vorstellen:
Die LP „Beginners“ von Christian Lee Hutson wurde in einer Rezension als „grandios“ beschrieben. Das machte mich neugierig und ich schaute mir weitere Meinungen in den Kulturmedien an, die alle in gleich hohen Tönen von diesem „Erstling“ des Amerikaners schwärmten. Aus meiner Sicht, nach mehrfachen Umläufen auf meinem Dreher, ist mit „grandios“ in der Bedeutung nicht nur großartig, sondern vielmehr überwältigend gemeint. Dabei erschien der Künstler aus Los Angeles, könnte man meinen, aus dem Nichts mit seinem Label Debut auf ANTI. Und um es gleich vorweg zu nehmen, wenn „Beginners“ 2021 nicht den Grammy fürs beste FOLK-Album gewinnen sollte, würde ich mich schon sehr wundern. Diese Melange aus den frühen Cat Stevens Platten und dem leider zu früh verstorbenen Elloitt Smith ist unbeschreiblich bezaubern und zieht den Hörer emotional tief in seinen Bann.
Der in Santa Monica geborene Musiker begann mit 12 Jahren an der Gitarre und nahm die ersten
Titel im eigenen Schlafzimmer auf. 2018 traf Christian Lee Hutson Phoebe Bridgers und die beiden verband sofort die gleiche musikalische Identität. Er trug den Song „ketchum, ID“ 2018 zur Debüt-EP der weiblichen Supergrub Boygenius (Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus) bei und brachte sich als Songschreiben bei weiteren Projekten ein. Er wirkte auch an weiteren Alben der Folkpop-Ikone Phoebe Bridgers mit. Nach all den Kollaboration produzierte sie nun sein drittes Album, „Beginners“, das Erste auf dem musikalisch sensationell guten Label ANTI, besonders gefühlvoll in geschlossenem Sound. Dabei nahmen Hutson und Bridgers die Tracks in den legendären Sound City Studios in LA auf. Sie bewahrten absichtlich die hausgemachte Qualität der mit dem Handy aufgezeichneten Demos. Das bedeutet nicht automatisch Low Fidelity. Im Gegenteil, es ist gelungen eine breite und dichte Klangbühne in die Rillen zu zaubern, der lediglich und das ist wohl beabsichtigt, ein wenig die räumliche Tiefe fehlt. Der klangliche Gesamteindruck des Albums ist jedoch absolut überzeugend!
So endstehen Ohrwürmer, die den Hörer berühren und von denen man nicht genug bekommen kann. Diese außergewöhnliche Folkplatte hat es verdient große Verbreitung zu finden, denn so kann man dem Seuchenjahr 2020 am Ende doch noch etwas richtig Gutes abgewinnen. Kaufen!

Platteninformationen:
Veröffentlichung 2020, 29.05., 140 g, 33 rpm
Alle Songs von Christian Lee Hutson geschrieben, produziert von Phoebe Bridgers
in dem Sound City Studios von LA, gemixt von Joseph Lorge und gemastert von Bob Ludwig
Genre: Folk-Pop
Preis: ca. 21,- EUR
Musik: 1
Klang: 1-2
Vinyl: 2
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 2 2 2 1,8
Klang 1-2 1-2 2 2 1,8
Vinyl 2 2 2 2 2,0
BRTHR zelebriert auf „A Different Kind of Light“ (2018) den J.J. Cale-Stil in tiefer Verneigung vor dem Meister des Tulsa-Sounds!, Teil 10
Da es für dieses Quartett keine Themenvorgabe gab, hatte ich mich schon auf die in diesem Jahr erschienene LP „And It´s Still Alright“ von Nathaniel Rateliff eingeschossen. Diese entspannte Singer-Songwriter Scheibe hatte es mir für einige Zeit richtig angetan und lief rauf und runter. Dann wurde zufällig mein Blick auf ein mir unbekanntes Duo aus Stuttgart gelenkt. Natürlich gibt es nicht nur in Berlin hörenswerte Musiker, auch andere Regionen habe ihre Talente. Joscha Brettschneider und Philipp Eissler alias BRTHR machen entschleunigte Blues/Country/Popmusik. Dabei teilen sie sich die Aufgaben bei der Entwicklung der Songs. Eissler steht für Text und Melodie und Brettschneider für den Sound. Der Bandname ist ein Synonym für Brothers. „Strange Nights“ war 2016 das Debüt Album des Duos.
Das positive Feedback in der Presse motivierte sie zu einem zweiten Album,
nachdem der NDR-Sender N-Joy BRTHR mit ihrem Debüt zu den
Newcomern des Monats wählte. Daraufhin wurde das neue Album-Projekt
vom Hamburger Senat für Kultur und Medien gefördert.
War das Debütalbum bezüglich Songwriting und Sound durchaus gelungen,
wirkte es aber noch etwas hölzern und bei weitem nicht so harmonisch wie
„A Different Kind of Light“. Der unverwechselbare Tulsa-Sound J.J. Cale`s
entwickelt sich auf dem neuen Longplayer zu einem Niveau,
der dem Meister in nichts nachsteht. Dieser wunderbar schleppende Gitarrensound die angenehmen Stimmen und das gelungenen Songwriting verbreiten bereits ab dem Opener „One More Night“ magische Gelassenheit und sind zur Entspannung mit einem leckeren Getränk sehr gut geeignet. Wenn man es nicht besser wüste würde man die Band an die Westküste der Staaten oder auch nach Texas verorten. Einflüsse von Calexico allerdings ohne Bläsersätze und natürlich vom Meister J.J. Cale sind unüberhörbar. Dabei bleiben sie dem Country-Blues-Stil bei allen 10 Tracks treu ohne das Eintönigkeit aufkommt. Nach dem Genuss von „Harder Each Day“ und „Love Me Like You Do“ den Tracks 2 und 3 ist man sicher, seiner Plattensammlung eine weitere Perle hinzugefügt zu haben. Alle Titel werden von einem dicken, runden, tief schlurfenden Bass getragen. Die Langsamkeit der Titel wird durch den gedehnten Gitarrensound zusätzlich unterstützt. Im Ergebnis ein durch und durch gelungenes Album bei dem sich die großartige Musik und der fette Sound genial ergänzen. Wer die Platten von J.J. Cale mag, wird die Platte der Stuttgarter „Brothers“ lieben. Auf der Homepage der Zwei (www.brthr.de) kann man die LP erwerben und die geplanten Konzerte einsehen. Ob die geplante 2020 Tour ab Oktober beginnen kann ist sicher noch unklar. Aber sollte der Berlintermin, in der Kantine am Berghain, Ende Oktober stattfinden werde ich wohl dabei sein.


Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 2 2 3 4 2,8
Klang 1,5 2 2 2 1,9
Vinyl 1 2 2 2 1,8
Platteninformationen:
Gefördert durch die freie und Hansestadt Hamburg, BACKSEAT PR & LABELSERVICES
Philipp Eissler – Gesang, elektrische und akustische Gitarre, Fender Rhodes und Piano
Joscha Brettschneider – Gesang, elektrische Gitarre, Steel Gitarre und Phaser Lap
Gastmusiker für die Aufnahme: Max Braun (Gesang, Bass Gitarre und Synths);
Johann Polzer (Drums & Percussion); Franziska Schuster (Gesang); Magnus Sauer (Orgel, Mellotron);
Stefan Hiss (Orgel)
Veröffentlichung 2018, 180 g, 33 rpm
Aufgenommen und gemixt im AREAL 51 Studio – Stuttgart,
Masterin durch Gabriel Schütz, im Gabston International Studio in Kohlberg
Genre: Country-Blues
Preis: ca. 20,- EUR, erhältlich über die Homepage der Band, www.brthr.de
Musik: 2
Klang: 1-2
Vinyl: 1
Tom Waits „Heartattack and Vine“ remastered, ist das audiophil oder besser?, Teil 9
Wie soll ich auf die Aufforderung von Claus eine „audiophile“ LP im Quartett vorzustellen reagieren? Der Begriff steht für hohe Wiedergabequalität / Klangtreue von aufgenommener Musik. Was soll das sein? Keiner der Hörer, vor der heimischen Stereoanlage oder auch unter Kopfhörern, hat auch nur ein Ahnung wie das Instrument oder die Stimme tatsächlich bei der Aufnahme geklungen haben. Weiterhin wird die Musik je nach Anlagenqualität und -konfiguration immer unterschiedlich klingen. Dazu kommt, dass solche Veröffentlichungen wie auch die von Claus gewählte Vanessa Fernandez oft, neben dem zweifelsfrei hohen technischen Aufwand der Produktion, musikalisch nur durchschnittlich sind. Darum lege ich mein Augenmerk zuallererst immer auf die Musik. Im vorliegenden Fall, der für meinen Geschmack „coolsten Platte“ von Tom Waits. 1980 veröffentlichte er die LP „Heartattack and Vine“ als Soundtrack für den Film „On the Nickel“. Circa 10 Jahre später hatte ich meine erste Begegnung mit der Musik von Tom Waits. In einem Nebenraum eines Konzerthauses wurde eine Art Dokumentation über Tom Waits vorgeführt. Ich war stark beeindruckt von diesem schrägen Typen, seiner Musik, so völlig Abseits vom Mainstream und seiner dunklen Reibeisenstimme. Damals kaufte ich mir die ersten Waits-Alben. Aktuell hat er eine Auswahl von 6 Alben auf seinem Label Anti neu auf 180 g veröffentlicht. Und nicht nur das. Er selbst und seine Frau unterstützten das Remastering der Alben aktiv. Das Ergebnis ist absolut hörenswert. Mein zum Vergleich herangezogenes 1980iger Exemplar, bereits im AFI Flat getempert, was in der Regel ein deutlichen Klanggewinn mit sich bringt, macht klanglich keinen Stich. Also, gar keinen Stich. In der hier vorliegenden Ausgabe von 2018 muss man dem Remastering höchste Anerkennung aussprechen. Die Coverreproduktion schein von einer Originalvorlage abfotografiert. Die Farben sind deutlich abweichend und das Motiv wurde etwas gestreckt, um das Cover fertigen zu können. Was die Musik angeht, Tom Waits halt, in der für meinen Geschmack, besten Form. Die Titel sind abwechslungsreich instrumentiert und werden in den meisten Fällen von Waits erstaunlichen Stimme getragen. So reißt er mit seiner Stimme und der lässigen Bluesmusik jeden Hörer in seinen Bann. Dabei wurde der erstklassigen Musik mit großem technischen Geschick beim Remastering ein deutlich hörbarer Klanggewinn verliehen. Wenn dann der Klanggewinn der Scheibe dazu beiträgt, die Emotionen der Musik zu verstärken und eine Gänsehaut zu erzeugen, dann treten Begriffe wie „audiophil“ zurück und man erfreut sich einfach an der emotional bewegenden Musik, was hier auf besondere Weise gelingt auch ohne eine „audiophile“ Produktion auf dem Plattenteller zu haben. Anspieltipps: „Heartattack And Vine“, „Jersey Girl“ und „On The Nickel“
Tipp: kaufen, kaufen, kaufen

Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 1,5 2,5 2 1,8
Klang 1,5 1,5 1 1 1,3
Vinyl 2 1 1 1 1,3
Platteninformationen:
Alle Titel von Tom Waits – Vocal & Elektric Rhyhm Guitar – Tom Waits
Bass – Larry Taylor, Drums – „Big John“ Thomassie, Tenor & Baritone Saxes – Plas Johnson, u.v.a.
Label: Original Elektra/Asylum Records 1980, Remastering auf Anti,
Veröffentlichung 2018, 180 g, 33 rpm
Aufgenommen 16.06.-15.07.1980 Hollywood, Filmwasy/Heider Studio B
Genre: Blues
Preis: ca. 20,- EUR
Musik: 1
Klang: 1-2
Vinyl: 2
James Blake - „Assume Form“ - 2018, Teil 8
Vom ersten Umlauf des Debutalbums „James Blake“ 2011 war ich damals wie benommen. Diese experimentelle und komplexe Musik des Jungen aus England hat mich tief bewegt. So etwas hatte ich bis dahin noch nicht gehört. Beim Musikexpress, der dieses Jahr 50 Jahre alt wurde, belegte die Scheibe dann auch Platz zwei der „Besten“ Alben des Jahres. Das zweite Album „Overgrown“ 2013 wurde bei meinem bevorzugten Radiosender mit dem Motto „Nur für Erwachsene“ mit dem Soundcheck Award ausgezeichnet und damit von der Redaktion zum besten Album dieses Jahres gewählt. In England erhielt er für das Werk den Mercury Preis für das beste britische Album des Jahres. 2016 folgte „The Colour in Anything“, ein Album, das sich von den Ersten musikalisch unterscheidet, trotzdem 100-prozentig James Blake ist, aber an die ersten zwei Alben nicht heranreicht.
Nun liegt seit Mai diesen Jahres, 4 Monate nach der CD und MC, ja richtig, es gab auch die Veröffentlichung der guten alten Musik Kassette, das vierte Studioalbum vor. Eins möchte ich vorwegnehmen, so sehr mich die ersten zwei Alben immer noch begeistern, „Assume Form“ ist für mich das bis jetzt ausgewogenste Werk des 31-jährigen Londoners. Ich vermeide bewusst den Superlativ von gut, da die zwei ersten Alben von überragender Qualität sind und regelmäßig bei mir ihre Runden drehen. Mit dem neuen Wurf hat er ein mehrheitsfähigen Stil entwickelt, der gut gefällt. Ich hoffe jedoch, dass die kreative Reise seines Schaffens hier nicht zu Ende ist. Die 13 Titel der Do-LP haben in ihrer Anordnung einen musikalisch harmonischen Fluss, auf dem man sprichwörtlich dahingleitet. Im Gegensatz zu dem gefühlvollen und ruhigen dritten Album „The Color in Anything“ wirken die Aufnahmen weiträumiger und druckvoller, behalten aber bei den Eigeninterpretationen den lyrischen Charakter des Vorgängers bei und werden mit deutlich geringerem Grundrauschen dargeboten. Alle Titel sind klanglich erstklassig produziert und mit fettem Bass versehen, dass es eine Freude ist, die Musik auch mit eher bassschwachen Boxen zu genießen. Ich denke mit Bassmonstern kann es eventuell zu viel des Guten sein. Der Titelsong „Assume Form“ beginnt mit komplexen Strukturen, die wohl viele Abtastsystem vor große oder auch unlösbare Herausforderungen stellen. Wer ein System besitzt, das den Titelbeginn ohne jegliche Störungen darbietet, ist zu beglückwünschen. Hat das System den LP Beginn überstanden, hat man über 4 Plattenseiten Zeit in riesigen Klangwolken zu schweben. Das ist genau „mein Ding“, so will „ich“ Musik hören. Das muss nicht für alle Musikfreunde gelten. Wie so oft, ist es müßig über Geschmacksfragen zu streiten, dem einen gefällts, dem anderen nicht. Die Einbindung von Gastmusikern gefällt auf jeden Fall. Das bewahrt das Werk vor stimmlicher Eintönigkeit. Bei „Mile High“ feat: Metro Boomin & Travis Scott, und „Tell Them“ feat: Metro Boomin & Moses Sumney, sowie „Barefoot In The Park“ feat: Rosalia und „Where`s The Catch?“ feat: Andrè 3000 hat das Album starke Momente. Da die Titel sich deutlich vom übrigen Blake Stil unterscheiden, wirken sie an den richtigen Stelle als angenehme Frischzellenkur. Mit dem vierten Album ist Blake auf einem guten Weg zu einem künftig neuen Meilenstein. Die Qualität der Alben eins und zwei hat es knapp verfehlt und doch ein überdurchschnittliches Werk abgeliefert.

Platteninformationen: Do-LP 180g, Downloadcode
Label: Polydor, 2018
produziert von James Blake, gemixt von Nathan Boddy und James Blake
Genre: Elektro-Pop
Preis: ca. 30,- EUR
Musik: 1
Klang: 1
Fertigung: 1-2
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 1 1 2 1,3
Klang 1 1 1 1,5 1,1
Vinyl 1,5 2 1 1 1,4
Van Morrison - „The Healing Game“
(20th Anniversary Edition), Teil 7
George Ivan Morrison veröffentlicht im März 1997 „The Healing Game“. In den 90igern war „Van The Man“ mit seinen 6 Alben kommerziell recht erfolgreich. Sicher nicht zuletzt aus diesem Grund, sollte im September 2017 die 20th Anniversary Edition von „The Healing Game“ mit Bonustracks erscheinen. Nur leider wurden die angekündigten Veröffentlichungen ein ums andere Mal verschoben. Das es eineinhalb Jahre dauern würde bis ich die 20th Anniversary Edition in den Händen halte, hätte ich mir nicht träumen lassen. Zum Zeitpunkt der Ankündigung lagen die Angebote bei Discogs für das `97 Album in near mint Qualität deutlich über 250 €. Würde man dieser Ankündigungsstrategie Absicht unterstellen, kann man nur den Hut ziehen. So waren alle Interessierten in Lauerstellung und auf Van The Mann fokussiert. Da ließen sich in der Zeit eine Menge neue Veröffentlichungen vom Meister unter die Käuferschaft bringen, zumal sich Van in der Zeit wohl in seiner produktivsten Phase der gesamten Kariere befand.
Ich persönlich hoffe auch auf die Wiederveröffentlichung von Vans „Back on Top". Für mich auch ein überragendes Werk des Man in Black. Mit „The Healing Game“, seinem aus meiner Sicht homogensten und doch spannendsten Albums, fand er in den 90igern zurück zu seinen Blueswurzeln. Mit vielfältiger Instrumentierung und phänomenalem Background-Gesang lieferte Van Morrison, der auf dem Album so wunderbar knurrt, viele schöne bluesige und soulige Momente. Musik und Text aus seiner Feder ergeben in Kombination ein, wenn nicht sogar das beste Album auf seinem bis dahin schon erfolgreichen Weg. Die Aufnahmen vermitteln ein gewisses Livefeeling trotz reiner Studioarbeit. Das gelingt zum einen, weil Morrison mit seinen Musikern perfekt harmoniert und zum anderen die Produktion auf Studioperfektion verzichtet und dabei eher auf das gemeinsame Agieren der Musiker setzt. So entstand ein Werk wie aus einem Guss. Die häufig prominenten Saxofone verleihen der Musik eine angenehm jazzige Note und der Orgeleinsatz stellt den Bezug zum Blues her. Der Schwung von „Rough God Goes Riding“, „Burning Ground“ oder „It Once Was My Life“ steht den ruhigeren Nummern wie „Fire In The Belly“, „Waiting Game“ oder „Sometimes Wer Cry“ gegenüber, wobei die Mischung hier derart perfekt glückte, dass man jedem Titel gespannt folgt und nach dem Titelsong „The Healing Game“ mit der Gewissheit zurückbleibt einem Meisterwerk gelauscht zu haben. Sicher eines der besten Scheiben der 90iger Jahre und für mich immer noch sein bestes Album.
Die nun auf dem Teller rotierende Scheibe ist eine eins zu eins Kopie des Originals was die Anordnung der Songs betrifft. Bonustracks gibt es nicht, die hätten auch keinen Platz gefunden, da die Platte bis dicht an das Label geschnitten ist. Was jedoch sehr schade ist, ist der gegenüber meinem Original recht dumpfe und dynamikgebremste Klang des auf 140g gepressten Werkes. Keine Ahnung was da schiefgelaufen ist. Die Anbieter auf Discogs wird es freuen, so werden die angebotenen Originale aus 1997 nicht so stark an Wert verlieren. Die Fertigung geht mit eine paar Nebengeräuschen noch so in Ordnung.
Dem Spaß an der Musik tun die kleinen Wehrmutstropfen jedoch keinen Abbruch.

Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 1 2 2 1,5
Klang 2,5 3 3 3 2,9
Vinyl 2 2 2 2 2,0
Platteninformationen: LP 140g, MP3 Downloadcode
Label: Legasy, EXILE, Sony Music – 1997 / 2017
All Songs written by Van Morrison, recorded at Westland Studios, Dublin
Vocals: Van Morrison; Hammond Orgel: Georgie Fame; Electric Gitar: Ronnie Johnson;
Electric Bass: Nicky Scott; Double Bass: Alec Dankworth; Drums: Ralph Salmins;
Percussion & Drums: Geoff Dunn; Piano: Robin Aspland; Tenor Sax: Leo Green;
Baritone Sax: Pee Wee Ellis; Trumpet: Matt Holland; Flugelhorn: Haji Akbar;
Backing Vocals: Georie Fame, Brian Kennedy, Pee Wee Ellis, Leo Green & Matt Holland
Genre: Soul-Folk-Blues-Rock
Preis: ca. 20,- EUR
Musik: 1
Klang: 2-3; (Original 1-2)
Fertigung: 2
Jeff Goldblum & The Mildred Snitzer Orchestra
The Capitol Studio Sessions, Teil 6
Am 21.11.2018 gab Jeff & The Mildred Snitzer Orchestra im Berliner Admiralspalast das einzige Deutschlandgastspiel. Am folgenden Tag gab es eine ausführliche Besprechung im Kulturteil des Tagesspiegels. Wie zu lesen war, war es ein sehr launiger Abend. Was darüber hinaus mein Interesse weckte, war die kürzlich erschienene Platte zum Konzert. Schnell wird „The Capitol Studio Sessions“ auf 2 Scheiben, die mit 45 rpm gespielt werden geliefert. Nach dem ersten Umlauf bin ich von der plastischen und strahlenden Aufnahme begeistert. Studiosessions scheinen aktuell besonders angesagt zu sein. Viele kennen die großartigen Mitschnitte von Neuklang. Ein weiteres gelungenes Beispiel ist die Studiosession von Delvon Lamarr Organ Trio im KEXP. Das Debutwerk von Jeff Goldblum basiert auf den jahrelangen gemeinsamen Auftritten mit dem Mildred Snitzer Orchestra im Rockwell Table & Stage in Los Feliz bei Los Angeles. Was man der Truppe um Jeff Goldblum und den Gastmusikern bescheinigen kann ist der außerordentliche Spaß am gemeinsamen Musizieren, den man bei jedem Titel der zwei Scheiben spürt. Weit und breit liest man über die belanglose Musik dieses Albums. Das kann man wohl so sehen als Musikkritiker, da die Titel hier nur frisch aufgebrüht werden. Aber als Musikhörer der Freude an der Musik erleben möchte, stellt sich das für mich anders dar. Die Kompositionen von Herbie Hancock, Erroll Garner oder Thelonious Monk sind gut gewählt und Jeff enttäuscht als Pianist nicht. Allerdings kann er sich mit den Großen der Zunft nicht vergleichen. Er ist eben kein zweiter Joe Sample und der ein oder auch andere Ton erscheint mir dann doch eher ein wenig geklimpert statt gefühlvoll angeschlagen. Ich denke Jeff Goldblum kann die Qualität seines Spiels realistisch einordnen, daher hält er sich mit seinem Spiel diskret zurück und baut auf die versierte Band und die guten Gastmusiker. Die Wahl der Begleiter ist sehr gelungen. Die Sängerinnen Imelda May, die bereits selbst beachtliche Platten veröffentlichte, wie Hailey Reinhart die in der zehnten Staffel von American Idol den dritten Platz belegte legen einen bezaubernden Auftritt hin. Das Spiel von Till Brönner macht die Sache dann vollends rund. Man fühlt sich gut unterhalten vom Showman Goldblum und den Beteiligten. Genau das ist es, worauf es beim Musikhören ankommt. Die Selbstdarstellung auf dem Cover und den Innenhüllen mit der 6-fachen Abbildung seines Konterfeis ist mir dann doch zu selbstverliebt. Über die Produktion kann man dagegen nur Gutes berichten. Der erfahrene Produzent Harry Klein hat die historischen Capitol Studios in Los Angeles in einen Jazzclub mit geladenen Gästen aus dem Familien- und Freundeskreis verwandelt, um die Atmosphäre des Rockwell nachzuempfinden. Das ist überzeugend gelungen. Es entsteht der Eindruck man ist Teil der Session und genießt die lässige Show des Ensembles. Neben dem Spiel von Till Brönner prägen vor allem die Interpretation von "Straighten Up And Fly Right", „This Bitter Earth“ und „Come On-A-Way House“ durch Imelda May und „My Baby Just Cares For Me“ wie „Gee Baby (Ain`t I Good To You)“ durch Haley Reinharts das Album. Wer also Musik nicht zu ernst nimmt und ein paar Minuten launige Unterhaltung in ausgezeichnetem Klang genießen möchte, kann mit der Scheibe auf die Reise gehen.

Jeff Goldblum: Piano, Gesang
Musiker: Alex Frank – Bass, Joe Bagg – Hammond Orgel, John Storie – Gitarre, Kenny Elliot – Schlagzeug, James King – Saxophon, Imelda May – Gesang, Haley Reinhart – Gesang,
Sarah Silverman – Gesang, Till Brönner – Solo Trompete und Flügelhorn
Aufnahme: live im Capitol Studio in Los Angeles, Mixed by Tim Palmer at `62 Studios,
Mastered by Bernie Grundman
Label: DECCA, Do-LP, 180 g, 453 rpm, Gatefold Cover
Genre: Jazz- und Blues-Standards
Preis: 26,- EUR
Musik: 2
Klang: 1
Fertigung: 1
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 2 2 2 3 2,3
Klang 1 1 2 2 1,5
Vinyl 1 2 2 2 1,8
LLORCA: "The Garden", "Don`t call it a comback!" Teil5
Nur gut, dass es gute, alte Freunde gibt. Einer war vor kurzem zum Grillen eingeladen. Statt Wein oder Blumen brachte er eine Schallplatte mit. Guter Mann! In alten, fast vergessenen Zeiten zogen wir durch die Clubs, in denen vorrangig Soul und Funk gespielt wurde. Den Musiker Ludovic Llorca hatte ich bis dahin nicht auf dem Radar. Das hat sich geändert, dazu später mehr. Das Album wanderte gleich auf den Plattenteller unter die Nadel. Da der gute, alte Freund selbst keinen Dreher besitzt, war auch er neugierig auf die mitgebrachte Scheibe. Diese hatte er auf Grund eines coolen Titels, der auf einem französischen
Jazzsender lief, ausgewählt.
Beim ersten beiläufigen Hören machte die Musik schon richtig Spaß. Die Coverschutzfolie ist mit zwei Aufklebern versehen. Auf dem einen steht „Don`t call it a comback!“, auf dem anderen LLORCA. (fürs Foto muss die Folie leider ab). Offensichtlich ist dies nicht seine Erstveröffentlichung. Aber dass es vorab lediglich eine LP Veröffentlichung gab und diese 16 Jahre zurückliegt, hätte ich nicht gedacht. Llorca scharte für
„The Garden“ eine Reihe von Musikern um sich, die mit ihren Stimmen den Titeln Charakter verleihen und das Album unterhaltsam und kurzweilig gestalten. Michael Barthelemy veredelt den Titelsong „The Garden“ mit seiner weichen einschmeichelnden Stimme, die an große Soulkünstler erinnert. Ich habe lange Zeit keinen so überzeugenden Soultitel mehr gehört. Frank H. Carter III kommt dann im Anschluss mit einer eher funkigen
Stimme ums Eck. Für den von ihm geschriebenen Titel verwendet Llorca satt Bläsersätzen Streicherarrangements und erzeugt so ein großartiges Funkfeeling. Titel 3 „Waiting“, von Llorca gesungen, ist dann eher unspektakulär. Die vereinzelten Sprechsequenzen zwischen den Stücken erinnern mich an den Soundtrack von „Pulp Fiction“. Ich finde das ganz nett und nicht störend. Der Song „Make your own choice“ läuft mit Sänger Mawogani Wood eher auf Poppfaden, findet sich doch sehr harmonisch in den Fluss des Albums ein. „All Right“ mit Georg Levin hat denn wieder Soulcharakter, wobei ich die Streichereinspielungen hier nicht so gelungen finde. Sie wirken etwas uninspiriert. Seite B startet mit „Rather be lonely“ und Laetita
Dana als Gesangsgast und Autorin. Und das kann richtig überzeugen. Das Niveau auf Seite B bleibt auch bei „Wonderwhy“ hoch und die Scheibe nimmt nun richtig Fahrt auf. Der synthesizerlastige Sound von „All we ever have“ mit Stefan Frank als Gast ist dann so richtig funky und das Wippen stellt sich unmittelbar ein. Die letzten Titel mit Halley Hiatt und Stefan Frank runden das Werk gut ab. Der coole Groove von „Addiction Days“ nimmt Anleihen bei Portishead. Mit „Trigger Happy“ schließt Llorca sein Album funky ab. Das Knacken in der Auslaufrille beendet den Genuss eines rundherum gelungenen Albums.
Und sogleich entsteht der Wunsch nach „Mehr“ von Llorca.
Also habe ich das Debütalbum „Newcomer“ von 2001 besorgt. „Super“, allerdings entsteht sogleich die Assoziationen zum 2000 veröffentlichten St. German Album „Tourist“. Es gibt sicher schlechte Vorlagen als „Tourist“. Aber damit würde man Llorca unrecht tun. Denn bereits 1998 war er mit seiner EP „Little Computer People“ besser als St. German mit „Tourist“.
Und ehrlich, „Newcomer“ ist für meinen Geschmack auch deutlich besser als die mögliche „Inspiration“ der französischen Kollegen. Die EP von 1998 zeigte bereits das Potential von Ludovic Llorca.
Wer „Newcomer“ oder auch die EP noch nicht im Plattenregal hat und auf den Sound von St. German steht, sollte sich auf den Weg machen. Tipp aus Überzeugung! Zur Einstimmung den Kauf von „The Garden“ nicht vergessen. Es lohnt sich!

Ludovic Llorca: Komposition und Produktion – mixed
at home
Aufnahmedetails: Veröffentlichung 7. April 2017,
Mastered by Alex Gopher at Translab
Label: MustHave/Membran, LP, 180 g, 33 rpm,
Gatefold Cover + Poster, Downloadcode
Preis: 17,- €
Musik: 1
Klang: 2
Fertigung: 1
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 1 1 2 1,3 Klang 2 2 2 1 1,8
Vinyl 1 1 1 1 1,0
Damien Rice, „O“, 2018 erstmals auf Vinyl Teil4)
Was lange währt, wird nicht automatisch gut. Was das Debütalbum „O“ von Damien Rice betrifft, war die CD Erstveröffentlichung in Irland bereits sensationell gut. Nun endlich seit dem 01.06.2018 ist das Album auch auf Vinyl zu bekommen. Vorbei die Zeit sich mit seinen auf Vinyl erhältlichen Alben, wie „Live at Fingerprints Warts & All“ oder „My Favorite Faded Fantasy“ zu vergnügen. Die Alben bereiten übrigens wie auch „O“ außerordentliche Freude.
Der erste Versuch in seiner irischen Heimat, mit einer Band durchzustarten, überzeugte ihn nicht. Er zog 1999 von Irland in die Toskana. Von dort aus tingelte er als Straßenmusiker durch Europa. Als er später wieder in seiner Heimat landete war für ihn klar, er muss ein eigenes Album aufnehmen. Mit der Unterstützung des Produzenten David Arnold, dem seine Musik gefiel, veröffentlichte er „O“ 2002 auf seinem Label DRM.
Die Musik kam bei der Kritik gut an. 2003 wurde das Album, mit dem Shortlist Music Prize für das beste in den USA veröffentlichte Album, mit weniger als 500.000 verkauften Exemplaren, ausgezeichnet.
Diese Auszeichnung wurde nicht wie der Grammy oder Echo, nach kommerziellen Kriterien vergeben, sondern von einer Jury aus Musikschaffenden und Journalisten bestimmt. Seine Musiker auf „O“ sind Vyvienne Long (Cello), Tom „Tomo“ Osander (Schlagzeug), Shane Fitzsimons (Bass) und seine langjährige Freundin und Sängerin, die zauberhafte Lisa Hannigan. Es gibt nicht viele Singer/Songwriter die ihren Herzschmerz so betörend und hinreisend darbieten können wie Damien Rice. Beim Hören der Platte hatte ich oft Assoziationen zur fantastischen Musik von Elliott Smith und Bon Iver. Die Musik auf „O“ beginnt mit dem ruhigen „Delicate“. Der Gesang von Rice dezent von ihm begleitet mit Gitarre und reduzierter Unterstützung von „Tomo“ am Schlagwerk. Wenn dann das Cello von Long einsetzt hat man bereits Tränen in den Augen. Zarter geht es wirklich nicht und sofort hat er dich gefangen mit seiner bittersüßen Melancholie. „Volcano“ kommt dann etwas druckvoller aus den Boxen und bereits in diesem Moment entwickelt sich dieses wohlige Gefühl eines beglückenden Kaufs. Dann steigt Lisa Hannigan ein und macht diesen Song zur zartesten Versuchung seit es Duette gibt. Und wenn Damien dann in „The Blower`s Daughter“ nur mit Gesang und Gitarre fortfährt und das einsetzende Cello und die Stimme von Lisa das Leiden von Damien reflektiert wird es zu viel Herzschmerz, aber ist doch so schön. Das „Cannonball“ könnte auch von Elliott Smith stammen. Damiens Gitarrenspiel ist hier zum Verwechseln ähnlich. Das Songwriting auf gleichhohem Niveau wie bei Smith. Die Titel bis zu „Eskimo“, dem ursprünglich letzten auf der CD, fallen nicht ab. Rice zelebriert seinen ergreifenden Weltschmerz bis zum Schluss.
Überraschend enthält die Doppel-LP 6 Titel mehr als ursprünglich auf der CD veröffentlicht. Ich bin mir nicht sicher, ob das nun nötig gewesen wäre. Die Titelauswahl von 2002 war perfekt. Die 6 weiteren Titel nimmt man gern mit, zumal zwei Livemitschnitte darunter sind. Sie erhöhen die Gesamtqualität nicht wirklich, fallen aber gegenüber den Anderen auch nicht ab.
Die Produktion ist wirklich richtig gut. Die Platten sind auf 180g gepresst, liegen plan auf und verursachen beim Abtasten, was bei der ruhigen Musik nicht unwichtig ist, wenig Störgeräusche. Für mich, bis jetzt, die Vinylveröffentlichung des Jahres in ausgezeichneter Klangqualität.

Platteninformationen: 2LPs, 33 rpm, 180 g, Gatefold Cover
Label: DRM, erstmals auf Vinyl veröffentlicht 2018
Genre: Folk / Singer-Songwriter
Preis: ca. 25,- EUR
Musik: 1
Klang: 1
Fertigung: 2
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 2 3 3 2,3 Klang 1 1 2 2 1,5
Vinyl 2 2 3 3 2,5
Ryan Adams: Heartbreaker, 2 LPs (180g)
(Limited Edition), Teil3
Zufällig drehte sich die LP „Heartbreaker“ von Ryan Adams, die ich seit langem nicht mehr aufgelegt hatte, bei einem Bekannten auf dem Plattenteller. So wurde ich auf die 2016 bei Polydor veröffentlichte (Limited Deluxe Edition) mit 4 LPs und einer DVD aufmerksam. Nach reiflicher Überlegung erschien mir der Preis von weit über 50,- EUR für Musik, die ich seit langem als Erstausgabe des BLOODSHOT Labels besitze zu happig. Da meine LP leider einen Wasserschaden und reichlich Runden gedreht hatte, habe ich mich für die günstigere Universal-Neuauflage als Doppel-LP von 2015 entschieden. In der Hoffnung, dass klanglich auf Basis der bereits gut produzierten Erstveröffentlichung mit der „Neuen“ vielleicht noch ein wenig mehr geht. Und das ist tatsächlich der Fall. Ich habe die Titel „My Winding Wheel“ und „AMY“ mehrfach im Wechsel vom Original und der Neuauflage gehört. Das Mastering, wie es Universal auf ihrer Seite schreibt, ist sehr dezent aber gelungen ausgefallen. Die Tonalität von Stimme und Instrumenten ist mit meiner Erstausgabe identisch. Der Raum erscheint etwas breiter, die Abbildung der Stimmen und Instrumente ist deutlicher, der Bass hat etwas mehr Wucht. Die Verbesserung ist deutlich, aber nicht übergroß. Ein weiterer Grund für den Klanggewinn ist sicher die Produktion als Doppel-LP, die den Titeln und damit der Nadel in der Rille auf der „Neuen“ mehr Platz bietet. In diesem Fall kann man Universal wohl glauben, wenn man hier von einer Remastered-Version spricht. Warum diese Ausgabe jedoch eine Limited Edition sein soll erschließt sich mir nicht. Weder auf der Universal-Seite noch auf dem Cover gibt es Hinweise was damit konkret gemeint ist. Ich halte das lediglich für einen PR-Trick, den man leider in letzter Zeit zu oft benutzt. Das spielt letztlich keine Rolle, die Musik auf „Heartbreaker“ hat es zweifelsfrei verdient als Neuauflage, in welchem Format auch immer, unters Vinyl-Volk zu kommen. Auch eine gut erhaltene Erstausgabe hat sicher weiter ihre Berechtigung.
Nach dem Scheitern seines Alternativ-Country Projekt Whiskeytown auf Grund von Whiskey und Drogen, der Beziehung zu seiner langjährigen Freundin, die in die Brüche ging verkroch sich der 25 Jahre alte Adams für 14 Tagen in die Woodland Studios in Nashville, Tennessee. Hier nahm er die Gesangparts, E- und Akustikgitarre, Banjo, Piano und Mundharmonika auf. Das Ergebnis ist ein großartiges, eher ruhiges Alternativ-Country Album. Es ist vielleicht eine der besten Scheiben die 2000 veröffentlicht wurden. Die Kritiker lobten das Album meines Erachtens zu recht und stellten es auf eine Stufe mit anderen herausragenden Alben in diesem Jahr, wie AIR`s „The Virgin Suicides“, Radiohead`s „Kid A“, Coldplay`s „Parachutes“, Elliott Smith`s „Figure 8“ oder Lampchop`s „Nixon“. Der kommerzielle Erfolg blieb, trotz Kritiker Hype, bei diesem „Meisterwerk“ aus. Er stellte sich erst ein Jahr später mit dem Album „Gold“ ein.
Bis auf den schmissig beginnenden Opener „To Be Young“ und „Shakedown on 9th Street“ ist das Album eher durch einen ruhigen Singer-Songwriter Stil geprägt der durch das markante Mundharmonikaspiel die richtige Spannung erhält. Exemplarische Beispiel für das gelungene Songwriting sind die Duette mit Emmylou Harris in „Oh My Sweet Caroline“, Kim Richey in „Come Pick Me Up“ und mit Allison Pierce in „Why Do They Leave“. Die 15 Glanzstücke des Albums stahlen eine unbeschreibliche Magie aus und sind der perfekte Soundtrack für einsame Nächte. Das hat mich bereits 2000 stark beeindruckt und kann es auch heute immer noch mit jeder Umdrehung. Zum vollständigen Glück ist der Klang der Scheibe auf gleichem Niveau wie die tolle Musik.

Label: Universal, 2 LPs, 180 g, 33 rpm, Download-Code in 96/24 WAV, 2015
Genre: Alternativ-Country / Singer-Songwriter
Preis: ca. 25,- EUR
Musik: 1
Klang: 2
Vinyl: 2
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 2 1 3 1,8
Klang 2 2 1 2 1,8
Vinyl 2 2 2 1 1,8
Sara K. -„Play on Words“, AudioNautes - Limited Edition, Teil2
Mitte August, das Vinyl-Quartett lädt zur Neuauflage. Die Terminabstimmung und Plattenauswahl der vier Schwarzhörer stehen an.
Die Schlaflosigkeit treibt mich um 02:00 Uhr in Malcesine auf den Balkon unseres Hotels am Fuße des Castello und ich bin schier überwältigt von der nächtlichen Aussicht auf und über den Gardasee. Die Lichter am gegenüberliegenden Ufer in Limone und oberhalb in den Bergen lassen mich die Schlaflosigkeit als Geschenk erfahren. Dank iPod – Wi-Fi – TIDAL und Headphone lausche ich in dieser Nacht meiner Auswahl potentieller Scheiben für die zweite Runde unseres Quartetts. Macy Gray`s „Stripped“, Benjamin Clementine`s „At Least For Now“, Van Morrison`s 20 Jahre altem Werk „The Healing Game“ und die bereits 23 Jahre alte Veröffentlichung „Play on Words“ von Sara K. auf dem Label der Chesky Brüder.
Macy Gray`s LP lässt sich leider aktuell über die einschlägigen Händlerwege nicht mehr oder besser kaum beschaffen und fällt aus diesem Grund aus der Wahl. Benjamin Clementine wird aktuell auf Grund der im September geplanten Veröffentlichung seines zweiten Albums in den Medien derart gehypt, dass ich von einer Vorstellung seines Erstlings in diesem Moment absehen möchte. Die für den 15.09.2017 geplante Veröffentlichung der 20th Anniversary Edition von „The Healing Game“ wurde gerade auf Februar 2018 verschoben und hat sich somit auch erledigt. Alle Platten hätten es jedoch ohne Zweifel verdient an dieser Stelle vorgestellt und vom Quartett bewertet zu werden.
Sara K. veröffentlicht 1994 ihr zweites Album auf Chesky Records. In der Vinyl - Depression der 90iger war es schwer eine LP Ausgabe zu erstehen. Ich habe die Musik also am Anfang von CD genossen. Heute kann ich nicht mehr genau sagen, wann ich mir die LP Version von „Play on Words“ zugelegte. Die reduzierte Instrumentierung der Titel passt zur Klangphilosophie der Chesky Brüder, wie die sprichwörtliche „Faust aufs Auge“. Aufgenommen wurde vom 27 bis 30 September 1993 in den MasterSound Studios in Queens, NY. Die Produktion erfolgte ohne technischen Schnickschnack mit Konzentration auf eine natürliche Raumabbildung und die außergewöhnliche Stimme von
Sara K. In Kombination mit einer Vielzahl von herausragenden Studiomusikern entstand ein Folk-Blues-Jazz Album zum Träumen. Die schwungvolleren Titel wie „Horse I Used to Ride“, „If i Could Sing Your Blues“ und „History Repeats Ifself“ ziehen mich noch stärker in ihren Bann als der eher ruhige Rest des Albums. Das kann für andere Hörer genau umgekehrt sein, denn auch die langsamen Titel überzeugen. Die Chesky Ausgabe, über Discogs auch schon recht teuer, ist klanglich sehr aufgeräumt und durchsichtig produziert, die Musiker haben ihren festen Platz im Raum und werden sauber auf bekanntem Chesky-Niveau reproduziert. Die Stimme von Sara wurde sehr präsent und klar aufgezeichnet.
Was macht die auf 1000 Alben limitierte Neuveröffentlichung auf AudioNautes besser oder sagen wir anders. Der betriebene Aufwand des Remastering im Half-Speed-Verfahren in den Abbey Road Studios ergibt einen anderen Sound als auf dem Chesky-Original. Die Stimme und auch die Instrumente kling deutlich wärmer (etwas zurückgenommen, ich denke der Pegel wurde auch etwas reduziert) und man gewinnt den Eindruck, dass die beteiligten Musiker etwas mehr Raum haben. Alles ist extrem sauber und ruhig, auch das Rillenrauschen scheint etwas reduziert. Das alles ist hörbar, jedoch auch Geschmackssache. Die AudioNautes klingt vielleicht schöner, das Original klingt direkter, die Stimme ist präsenter, die Musik hat mehr Drive, macht mich mehr an. Beide bieten auf ihre Art ein erstklassiges Musikerlebnis. Da mein Exemplar 838/1000 eines der Letzten ist, ist meine Empfehlung: sind alle 1000 Stück verkauft, ruhig zur Chesky Ausgabe zu greifen.

Platteninformationen:
Label: AudioNautes, Original Chesky Records, Gatefold-Cover,
180 Gramm, 33 rpm, remastert vom analogen Mastertape
Genre: Folk-Blues-Jazz
Preis: ca. 50,- EUR
Musik: 2
Klang: 1
Vinyl: 1
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 2 2 1 2 1,8
Klang 1 1 1 1 1,0
Vinyl 1 1 1 1 1,0
Kruder & Dorfmeister; „The K&D Sessions TM“, Teil1
Als ich End der 90iger einen Artikel über die veröffentlichte Doppel-CD „The K&D Sessions TM„ von Peter Kruder und Richard Dorfmeister gelesen hatte, war ich sofort interessiert. Ich bin gleich los und habe mir das Album auf CD beschafft. LP gab es damals nicht. Und ohne Flunkern kann ich sagen, die CD wurde sehr oft im Sommer an sonnigen Tagen eingelegt. In kurzer Hose und T-Shirt auf der Terrasse mit einem Buch in der Hand, war es immer ein Vergnügen.
Leider ist der Umgang mit der im letzten Jahr zu meiner Freude erschienen 5LP Box nicht mehr so ungetrübt. Die Spielzeit einer Plattenseite ist eben deutlich kürzer als die einer CD. Und bei einer 5 LP Box muss man beim Musikhören gut zu Fuß sein, um die Scheiben umzudrehen oder zu tauschen. Egal, hier war sie wieder diese groovend entspannte weiträumige Musik. Die Ära von Techno ging damals langsam zu Ende und wurde von weicher, umschmeichelnder elektronischer Musik überholt. Das Album, von den zwei Jungs aus Wien, wurde in Berlin bei STUD!O K7 produzierten. Die nun vorliegende LP-Ausgabe wurde wohl von Bernie Grundmann veredelt. Die Klangqualität kann ich nicht mehr mit der CD vergleichen (ich habe seit geraumer Zeit keinen CD-Player mehr). Das mir vorliegende Exemplar ist nicht völlig nebengeräuschfrei produziert. Der Sound der bei mir aus den Boxen strömt zieht mir ein breites Lächeln ins Gesicht. Hier ist alles gut aufgelöst und erzeugt eine beeindruckende Raumillusion. Die Bässe schwingen geschmeidig und druckvoll, alles wirkt modern, geschmackvoll und entspannt. Diese Platte hat damals in mir die Freude an elektronischer Musik geweckt. Für Alle die elektronische Musik und Bewegung mögen ein Muss, für die Anderen ein Versuch wert. Wenn nach dem Hörvergnüge keine Freundschaft zur elektronischen Musik entsteht, hat man vielleicht ein weiteres Lieblingsalbum auf dem Zettel. Ein Anspieltipp: fällt mir schwer, ist alles exzellent.

Label: STUD!O K7, 2016, 33 rpm, 5LP a 180g,
Remasterd by Bernie Grundmann
Genre: Elektro/BigBeat/TripHop
Doppelklapphülle
Preis: ca. 50,- EUR
Musik: 1
Klang: 1
Vinyl: 3
Bewertung Sven Andreas Jürgen Claus Durchschnitt
Musik 1 1 2 2 1,5
Klang 1 1 1 2 1,3
Vinyl 3 3 3 3 3,0