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Musik auf „Firmen“-Samplern – wer braucht das schon?

Ist das doch Kunst oder kann das weg?

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Wir alle kennen die hilfreichen Testschallplatten ob nun von Cardas Audio,

Ortophon, image hifi oder auch von VEB Deutsche Schallplatten.

Gern nutzen wir diese Helferlein, um die Anlage richtig einzurichten.

Wir prüfen die richtige rechts/links Zuordnung, die Phasenrichtigkeit

oder den Nadelverschleiß. Manchmal befinden sind auf diesen

Scheiben auch exemplarische Musikstücke. Die mit Erklärungen

versehen sind, worauf „Mann“ beim Anhören der Titel achten soll,

um die Performance der Anlage zu bewerten.

Nun gibt es seit einiger Zeit eine zweite Spezies von Testplatten oder

besser „Firmensampler“. Wer was auf sich hält bringt eine solche

„Testscheibe“ auf Vinyl heraus.

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Auf der Funkausstellung 2017 fiel mir ein solches Exemplar am Stand

des Lautsprecherherstellers DALI auf. Eine einfache LP mit 4 Titeln

pro Seite aber nicht etwa mit 45 rpm sondern in 33 zu einem

Messepreis von 40,- €. Der Ladenpreis von 42,- € bei meinem Händler

des Vertrauens macht es dann auch nicht schlimmer. Die erste Frage

die mir auf der IFA in den Kopf kam war, warum bringt ein

Lautsprecherhersteller eine LP heraus. Und die zweite Frage war,

warum zu solch überzogenem Preis? Dann dämmerte es. „DALI will auf Grund schlechter Absatzzahlen die Entwicklungskosten für die neuen Lautsprecherreihen erwirtschaften. Ich denke, das wird schwer. Wir sollten uns darauf einstellen, dass DALI nicht mehr lange macht.“ Denn diese Scheibe, zu diesem Preis geht gar nicht. Selbst wenn man ein Exemplar beim Kauf eines DALI Lautsprechers dazu bekäme, eine zweite Umdrehung auf dem Turntable wird es sicher nicht oft geben. Die Musiktitel sind belanglos (ausgenommen Eva Cassidys Song), die Klangqualität ist für eine Testscheibe nicht gut genug. Die Fertigung hingegen ist sehr gut. Das gesamte Projekt unter dem Motto „Begeisterung“, ist eher ein Schlag ins Wasser.

Titelauswahl 4, Klang 3

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Apropos war da nicht was! Unter dem Titel „Musik wie von einem anderen Stern“ veröffentlichte MANGER-Audio eine Doppel-LP mit deutlich höherem Anspruch. Die MANGER Doppel-LP wurde mit mehr Begeisterung für die Sache produziert. Es wurde sogar ein Titel auf die Scheiben gebannt, der käuflich sonst nicht erhältlich ist. Die Titelzusammenstellung ist sehr abwechslungsreich. Sie reichen vom Glockengeläute, über eine Sequenz aus einem Radio-Hörspiel bis zu Klassik und Jazz. Die Musik macht Spaß, der Klang ist sehr gut, nur die Fertigung meines Exemplars ist eher semi. Es knackt doch recht häufig. Wer ein gut erhaltenes MANGER Exemplar auftreibt kann, kann wenn der Preis im Rahmen ist nicht viel falsch machen.
Titelauswahl 2, Klang 1

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Vergleichbare Ansätze verfolgten in den letzten Jahren auch Firmen wie Dynaudio, inakustik, Elac und Burmester. Das ist in der Rückschau auch verständlich. Haben Elac und Burmester aktuell eigene Dreher und inakustik ein bemerkenswertes Phonokabel auf dem Markt. Als Vorreiter können neben der Scheibe von MANGER-Audio die Platten von Clearaudio und Van den Hul gelten.


Van den Hul hat sich zum 70igsten Geburtstag auch eine LP zur Anlagenpräsentation gegönnt. Für die Umsetzung hat er sich die Unterstützung von Herrn Fritz de With von STS Digital gesichert. Die Musikauswahl mach mir den Mann sehr sympathisch. Er gewann für die Produktion die Beets Brothers unterstützt durch Lils Mackintosh eine niederländischen Jazz Sängerin und Hans Dulfer (Saxofonist)dem Vater der bei uns dank Dave Stewart sehr bekannten Candy Dulfer. Die Brüder Marius, Alexander und Peter Beets treten zusammen seit 1985 auf und haben zahlreiche Alben veröffentlicht. Und ihr Jazz auf dem Album ist von Anfang bis zum
vorletzten Titel voller Gelassenheit und Spielfreude. 
Musik 1, Klang 1

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Die Clearaudio LP läuft wie die drei vorgenannten Alben auf 33 rpm. Das verwendete Material stammt hier vom schwedischen Mini-Label opus3. Die musikalische Zusammenstellung ist hier leider nicht so harmonisch gelungen. Über das klangliche Niveau der opus3 Aufnahmen gibt es sicher keine zwei Meinungen. Leider gibt es nur einige Titel die mich auch musikalisch mitreißen. Das sind auf jeden Fall die Titel der Peoria Jazz Band vom Album „New Sides“ Opus3 LP7911. Aber das ist wie immer auch Geschmackssache. Der Wechsel zwischen Jazz und Klassik ist, für den entspannten Musikkonsum, meine Sache nicht. Der Klang ist klar und direkt dabei vermisse ich ein wenig das Wohlfühlelement.

Titelauswahl 3, Klang 2

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2014 veröffentlicht inakustik ihre Version eine Testscheibe auf akustisch hohem Niveau. Damit soll der Hörer die Möglichkeit haben die Qualität von Kabeln für den optimalen Sound der Anlage zu bewerten. Hier taucht zum ersten Mal des RESO-Mastering auf. Das neue High Definition Mastering-Verfahren soll laut inakustik für deutliche akustische Verbesserungen in den Bereichen Transparenz, Dynamik, Bassreproduktion und Tiefenstaffelung sorgen. Dadurch soll die Musik mehr Atmosphäre und Emotion bekommen. Wieder so ein PR Gag oder ist da was dran? Also habe ich den Titel von Kari Bremnes mit und ohne RESO-Mastering verglichen. Mit dem RESO-Mastering wird der Musik ein dünner Samtmantel umgelegt. Die Präsenz der Stimme und der Beckenanschläge, wie auch des Pianos verlieren ein wenig. Dadurch wirkt alles etwas weicher verliert aber an Unmittelbarkeit und Transparenz. Die blumig umschriebenen Verbesserungen sehe ich hier nicht. Es klingt gut. Die Bremnes LP klingt für meine Ohren transparenter und auf keinen Fall schlechter.         

Titelauswahl 2, Klang 2

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Auch 2014 veröffentlichte Dynaudio über inakustik eine wohlklingende Sammlung weiblicher Interpretinnen unter dem Titel „Kissed by a song“. Als wirklich vorzüglich empfinde ich das Mastering und die Fertigungsqualität dieses Albums, bis auf den leichten Höhenschlag der beiden Platten, welcher sich klanglich zum Glück nicht bemerkbar macht. Die zwei Scheiben die mit 45 rpm bespielt werden wollen stellt die Musik einzigartig plastisch und dynamisch zwischen die Schallwandler. Die Musikauswahl ist dann leider etwas für den Nachmittagstee älterer Damen. Einfach nur langweilig.    

Titelauswahl: perfektes Schlafmittel (4) Klang: galaktisch (1+)

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2015 bringt Elac ebenfalls über inakustik, wie zwei Jahre später auch Burmester, eine Dp-LP auf den Markt. Offensichtlich hat sich das dynamische Potential der auf 45 rpm laufenden Scheiben herumgesprochen. Beide Ausgaben setzen auf die erhöhte Drehzahl für die optimale Performence der ausgewählten Musik. Ich habe das Elac-Album „The Voice of ELAC“ einst nur auf Grund eines Angebots meines Onlinedealers erworben. Im Gegensatz zu der oft unmotivierten Titelauswahl der oben beschriebenen Scheiben bin ich hier positiv überrascht. Die Zusammenstellung aus gitarrendominierter Folk-Popmusik erscheint schlüssig und erzeugt beim Hören keinen Bruch.

Hier hat jemand offensichtlich den Plan verfolgt eine Testscheiben aufzulegen, die auch musikalsich in einem Rutsch durchgeht. Dabei sind auch hier die Titel exzellent aufgenommen und klingen „extrabreit“ zwischen den Boxen. Leider ist hier die Fertigung nur auf gutem Niveau. Es gibt leichten Höhenschlag und den ein oder anderen Knackser muss man auch ertragen. Für den damaligen Preis von unter 20,- € geht das für micht völlig in Ordnung.

Titelauswahl: 2, Klang 1+   

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Wenn die Verantwortlichen bei Burmester die wohl obligatorischen Klassiktitel auf ihrem Musteralbum „Selection Vol. 1“ gegen coole Blues- oder Elektrotitel getauscht hätten, währe ihnen eine gute Songauswahl gelungen. Die Zusammenstellung ist daher nicht so harmonisch wie auf dem ELAC Entwurf.  Da die Klassiktitel als erster und letzter Track auf der Do-LP angeordnet sind geht das auch noch in Ordnung. Klanglich kann die 45 rpm Do-LP den ELAC Scheiben nicht das Wasser reichen. Die Ferigungsqaulität ist wie bei dem ELAC Album nicht auf allerhöstem Nievau. Es gibt einige Knackser und Laufgeräusche zu verkraften.   

Titelauswahl: 3, Klang 2  

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Jetzt könnte der Eindruck entstehen, ich hätte mit klassischer Musik nichts am Hut. Das Gegenteil ist der Fall. Ich höre gern klassische Musik. Das auch viel in den Berliner Musiktempeln. Dabei lasse ich das gesamte Werk auf mich wirken. Auszüge aus umfangreichen klassischen Werken, die für Testplatten häufig verwendet werden, sind dagegen nicht so meins.


Und es geht immer weiter. Aktuell liegt die DALI LP2 von 2018, eine Doppel-LP in 180 g Version, auf dem Plattenteller. Aufgenommen und produziert in Dänemark mit weitgehend unbekannten Künstlern. Auch die zweiten Vinyl Ausgabe von DALI ist nicht der große Wurf. Die Musikauswahl ist bis auf wenige Ausnahmen erneut eher uninspiriert, die Klangqualität ist auf gutem Niveau. Die Pressung ist leider nicht ohne Nebengeräusche. Von den 17 Titeln der Do-LP konnte ich mich nur für 3 erwärmen. Das ist beim Ladenpreis von 50,- EUR aus meiner Sicht einfach nicht genug. Im Vergleich mit der Ausgabe aus 2015, siehe Artikelbeginn, ist die Veröffentlichung in Qualität und Preis etwas besser gelungen. „Offensichtlich geht es DALI aber noch nicht wirklich besser“. Wir und auch DALI sollten froh sein, dass sie Lautsprecher besser können.

Titelauswahl: 3, Klang 2

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Und auch im Jahr 2018 veröffentlichte die Firma Nubert electronik GmbH unter dem Titel „Fascination with Sound“ erneut unterstützt von inakustik einen 45 rpm Firmen-Sampler im DMM Verfahren auf 4 Plattenseiten. Das alles doch schon überraschend, da Herr Nubert der analogen Musikreproduktion doch eher skeptisch begegnet. Die Musikauswahl erscheint für mich in diesem Fall jedoch recht gelungen. Abwechslungsreiche Musik in hervorragender Aufnahmequalität mit der Extraportion Drive durch die erhöhte Drehzahl. Kann man machen. 

Titelauswahl: 2-, Klang 2+

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Auch auf die Unterstützung von inakustik setzte 2020 die Firma Canton bei dem Entwurf einer Do-LP in 45 rpm und dem DMM Verfahren. Dabei kennt man Canton wie auch Nubert als Hersteller sehr guter Lautsprecher und nicht als Anbieter analoger Reproduzenten wie dem klassischen Plattenspieler. Aber was solls die Firma AVM, eher bekannt als Hersteller guter Verstärker, baut ja nun auch Plattenspieler, wer weiß was da noch alle kommen wir. Auch in diesem Fall waren die Souts von inakustik erfolgreich aber nicht voll überzeugend bei der Suche nach guter Musik in strahlendem Klanggewand.   

Titelauswahl: 3, Klang 2+

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Einen andere Weg ging im Jahr 2020 die Firma Thorens. Hier nahm man die Unterstützung Fritz de With von STS Analog an und fertigte auch im DMM Verfahren eine rein analoge LP in 45 rpm von der Sängerin Margriet Sjoerdsma mit dem Titel „A Tribute to Eva Cassidy“. Die Niederländerin würdigt das Schaffen von „Eva“ anständig. Auch wer die 4fach LP „Nightbrid“ von Eva Cassidy im Regal hat, kann sich auf Grund der Songauswahl die Thorens-Scheibe ruhig daneben stellen, ist gut gemacht und Frau Sjoerdsma legt sich richtig ins Zeug, auch das kann man machen. Für mich ist dieses Herangehen sympathischer als das zusammenkaufen einzelner Tracks. Musik: 2, Klang 1

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Die Antwort auf die Anfangsfrage „Ist das doch Kunst oder kann das weg?“ fällt nach dem Durchhören der „Firmensampler“ leicht. Kunst ist das nicht und weg kann das in den meisten Fällen auch. Die Ausnahmen sehe ich in den Platten von Herrn Van Den Hul, Thorens und der ELAC. Bei Van Den Hul und Thorens überzeugt der musikalische Ansatz bei ELAC die ausgewogene Musikauswahl und bei allen dreien der superbe Klang.  

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