Aktuell surfe ich auf einer Klassik-Welle und beschäftige mich intensiv mit unterschiedlichen Einspielungen von Mendelssohns Violinkonzert Op. 61. Das öffnete mir den Blick auf andere Veröffentlichungen aus dem Klassikbereich, insbesondere der Deutschen Grammophon.
So viel mir die Erstveröffentlichung für die DG von Hilary Hahn auf. Zuerst 2003 nur auf CD und dann 2018 auf Vinyl und ab 05.04.2024 auch als Do-LP. Die Einspielung mit dem Los Angeles Chamber Orchestra unter Jeffrey Kahane überzeugte mich bereits beim ersten Hineinhören auf TIDAL. Die 2018er Vinyl-Erstveröffentlichung begeisterte mich dann vollends. Das beginnt mit dem optischen Eindruck des Albums, dem geschmackvollen Cover. Hier wurde Hilary in ein elegantes Kleid gehüllt, das mit ihrer Augenfarbe korrespondiert, schöne Idee. Diese farbliche Linie wird auf dem Plattenlabel fortgeführt. Dies gefällt mir viel besser als immer das gelbe DG-Standardlabel.
Das Hilary Hahn ihr Label-Debüt mit Bach Einspielungen gibt, war bereits 1997 ein erfolgreiches Konzept von Sony Classical. Dieser Ansatz war auch für die DG eine sehr gute Entscheidung. Bach macht ihr hörbar Spaß und diese Freude springt unmittelbar auf den Hörer über und bezaubert sofort mit dem ersten Titel, dem Allegro aus Bachs Violinkonzert Nr. 2 in E, BWV 1041.
Dabei liefert Hahn eine mitreißende Bachinterpretation mit Schwung und Eleganz. Sie wünscht sich,
„dass der Hörer bei den langsamen Sätzen mit summt und bei den schnellen mit den Zehen mitwippen oder besser gleich (im Wohnzimmer) tanzen möge“. Und das gelingt ihr auf jeden Fall.
Oft wird Barockmusik tragend und schwülstig interpretiert, was häufig die Tränendüse gedrückt. Davon distanziert sich Hahn völlig. Sie gibt einen modernen beschwingten Bach, vielleicht ein Stück entfernt von der gewohnten Vortragsart aber auf jeden Fall spannend, mitreißend und mit ungebremster Spielfreude – bravo.

Erfreulicherweise wurde hier neben dem gelungenen Cover auch bei der Aufnahme und der Fertigung des Vinyls sehr gute Arbeit von der Deutschen Grammophon geleistet.
Die Aufnahme klingt klar und präzise, die räumliche Tiefe der Abbildung ist leider etwas reduziert und die Oboe im BWV 1060 etwas unterbelichtet und gebremst.
In der Gesamtschau begleitet das Orchester unter der Leitung von Jeffrey Kahane die Geigerin in ihrem Spiel entsprechend schwungvoll und großartig und lässt hier eine Bachinterpretation erklingen, die den Hörer zugleich begeistert und erfüllt zurücklässt. Großartige Platte!