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Ein klarer Fall von „Kunst kommt von Können“!

Bouet – Studio-Alben, von 2015 bis 2025  

Christoph Bouet – Maler oder außergewöhnlicher Musiker?

(Bild und Text Sven Fandrich)

Christoph Bouet, geboren in Halle (Saale),
studierte Malerei an der Kunsthochschule
Burg Giebichenstein. Doch neben seiner künstlerischen
Tätigkeit als Maler hat er sich in den letzten Jahren auch
als bemerkenswerter Musiker etabliert.

Erstmals wurde ich 2018 auf seine musikalische Arbeit
aufmerksam, als das Album „Skyline Drive“ (S.R. Nr. 3)
erschien. Thematisch widmet sich Bouet darin den
Erfahrungen von Krieg, Traumatisierung und Tod.
Die Songs wurden live im Studio eingespielt –
das Resultat ist ein klanglich druckvolles, stellenweise
düsteres Werk. Die Vinylproduktion überzeugt durch
hohe Qualität: fehlerfrei verarbeitet, sauber gepresst.

Durch diese beeindruckende Veröffentlichung wurde meine Neugier geweckt – und ich sollte nicht enttäuscht werden. Bereits 2020 folgte mit „Traces“ (S.R. Nr. 4) das nächste Album in der Stockroom-Records-Reihe. Sämtliche Veröffentlichungen erscheinen über sein eigenes Label 1301 Media. Seit der ersten 12"-Maxi-Single (Stockroom Recordings Nr. 1 auf 45 rpm) werden alle Tonträger in den Emil Berliner Studios von Rainer Maillard auf Lackfolie geschnitten und entweder bei Optimal oder Pallas gepresst.

„Traces“ ist thematisch geprägt von einer Reise durch die Vereinigten Staaten. Der Fokus liegt auf der Folkmusik der US-Westküste. Die dadurch inspirierten Country-Folk-Songs leben vor allem von Bouets markanter Stimme; alle Instrumente – mit Ausnahme der Drums – spielte er selbst ein. Auf den Covern wird zurecht hervorgehoben, dass Bouet nicht nur für die Komposition und Texte, sondern auch für die Darbietung verantwortlich zeichnet. Unterstützende Musiker werden, sofern beteiligt, namentlich erwähnt.

Mit „Skyline Drive“ wurde mein Interesse geweckt, „Traces“ hat mich nachhaltig beeindruckt.

2022 erschien mit Hollywood (S.R. Nr. 5) ein weiteres thematisch geprägtes Album, das sich an der Songwriter-Generation der 1960er- und 70er-Jahre orientiert. Bouet brilliert hier mit exzellentem Songwriting im Americana-Stil, einer ausdrucksstarken Gesangsleistung und erneut selbst eingespielten Instrumenten. Für die Drums wurden H. (Hausfreund) Semanski und Lars Jähner ins Studio eingeladen.

Das 2023 veröffentlichte Album „Roadkill Madness“ (S.R. Nr. 6) schlägt leisere Töne an, bleibt jedoch stilistisch dem Westcoast-Folk und Americana treu. Musikalisch erinnert Bouets Werk an Größen wie Neil Young, J. J. Cale oder Bruce Springsteen vom Album „Nebraska“. Seine Stimme weckt zudem Assoziationen zu Chris Isaak oder Hans Theessink – allesamt beeindruckende Referenzen. Wer mit diesen Künstlern etwas anfangen kann, wird sich in Bouets Musik wiederfinden.

Aktuell ist das Album Angels Drown (S.R. Nr. 7) erschienen – wie gewohnt als limitierte Pressung, diesmal produziert bei der renommierten Kultmanufaktur Pallas. Auch dieses Werk reiht sich nahtlos in Bouets musikalisches Gesamtbild ein und überzeugt durch kompositorische Tiefe, exzellenten Klang und erstklassige Fertigungsqualität.

Mittlerweile habe ich nochmal in meine Sammlung investiert und mir die beiden ersten Veröffentlichungen gegönnt: die 12"-Maxi-Single „Stockroom Recordings Nr. 1“ (45 rpm) sowie die LP (oder doch EP) „Stockroom Recordings Nr. 2“ (33 rpm). Beide Veröffentlichungen sind mit hohem Pegel geschnitten. (stellt hohen Anforderungen an die Abtastfähigkeit des Tonabnehmers)

Da alle Releases von Beginn an limitiert waren, wurde mein Sparschwein stark geschröpft – aber wie sagte Gorbatschow so treffend: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ – oder zumindest das Portemonnaie. Bereut habe ich den Kauf jedoch keine Sekunde.

Christoph Bouet ist ein außergewöhnlicher Künstler – als Maler wie als Musiker. Seine Veröffentlichungen auf Vinyl zeugen von handwerklicher Präzision, kreativer Tiefe und echter Leidenschaft. Absolut empfehlenswert für alle, die Wert auf musikalische Authentizität und hochwertige Pressungen legen.

 

Schriftlichen Interviews mit Chris, Juli 2025:

Wie wird der Maler zum Musiker?

Ich habe lange Zeit versucht, Musik zu malen. Mit 33 beschloss ich, selbst eigene Musik zu machen und aufzunehmen. Bis dahin konnte ich nur die einfachen Griffe auf der akustischen Gitarre und hatte mich nie intensiv mit dem Songwriting beschäftigt. Die Musik hat meine Malerei befreit und mein Leben erst vollständig gemacht.
 

Warum die Affinität zur Folk‐Musik des amerikanischen Westens?

Ich begann mit 13 Jahren bewusst, Musik zu hören. Meine ersten Aufnahmen mit dem Kassettenrekorder waren Mitschnitte aus dem Radio – vor allem von NDR2. In der DDR gab es kaum Originalplatten, man musste sich alles irgendwie organisieren. Damals fand ich Hip‐Hop großartig, besonders Breakdance‐Musik: Bomb The Bass, die ersten Sachen von Westbam, und die Electric Beat Crew (aus der Zone). Mit 14 kam dann Depeche Mode dazu (die ich bis heute toll finde). Zur gleichen Zeit entdeckte ich The Cure, Joy Division, Phillip Boa, Sisters Of Mercy, Anne Clark, EBM wie Front 242 – und natürlich Sandow (ebenfalls aus der Zone). Das war genau mein Ding, bis ich etwa 17 war. Mit 16 fuhr ich zum ersten Mal nach Südfrankreich – das war 1990. Dort hörte ich Neil Young im Auto eines Freundes. Zurück in Deutschland verblasste für mich langsam die Kraft der Gruft. Stattdessen kamen Iggy Pop, Bowie, Lou Reed, Tom Waits (alle bis heute verehrt und gehört) – und ich erinnerte mich wieder an diesen Neil‐Young‐Typen. Ein Freund überspielte mir Harvest von Vinyl auf Kassette … von seinem Vater. Das war’s dann für mich – da bin ich hängen geblieben. Das war 1991, und Weld war gerade herausgekommen. Diese Platte wurde für mehrere Jahre mein fast täglicher Begleiter. Irgendwann hatte ich alles von Neil – und zig Bootlegs. Dazu kamen Dylan, CSN, Gene Clark, Joni Mitchell usw. Kurz bevor ich selbst anfing, Musik zu machen, entdeckte ich J.J. Cale … der war immer grandios. Westcoast, Folk und Country liegen mir sehr am Herzen. Die große Faszination für den weiten Westen – Landschaften, losfahren, Wetter, Straße, unterwegs sein – das kommt bei dieser Musik immer wieder hoch.
 

Warum die Veröffentlichung ausschließlich auf Vinyl?

1991 musste ich mich entscheiden: Walkman mit Kassetten oder ein Technics‐CD‐Player für unterwegs. Mit CDs ging es damals richtig los – das Angebot wuchs enorm. Vinyl galt als altmodisch, und bald gab es in den Läden kaum noch Schallplatten. Ein Freund, ein Hardcore‐Neil‐Young‐Fan, schwärmte mir vom Sound seiner originalen US‐ Pressungen aus den Staaten vor. Wir hörten das alles durch – und es war beeindruckend: mehr Saft, mehr Fülle, mehr Grain, schönere Höhen. Und mehr Bums in den unteren Mitten. Etwa ab 2001 fing ich selbst an, Platten zu kaufen und zu sammeln – mit weißen Handschuhen und allem Drum und Dran. Damals setzte langsam wieder ein Vinyl‐Revival ein. Neue Pressungen erschienen plötzlich wieder auf 180 Gramm, oft wie Faksimiles der alten Erstauflagen. Das hatte was – und weckte den Ehrgeiz, möglichst viel zu besitzen. Als ich 2014 überlegte, wie es weitergehen sollte, kam für mich nur ein Medium in Frage. CDs liefen damals noch ganz gut, aber es gab bereits Hi‐Res‐Audio auf DVDs und Blu‐rays. Die CD war für mich tot. 750 MB Daten für ein ganzes Album? Das konnte jeder Idiot an jeder Ecke aus dem Netz ziehen.

Warum immer als limitiere Ausgaben und auf rund 333 Exemplare?

Ich hätte auch gern 3333 Stück – aber das ist utopisch. Mein Fall ist besonders: kein Fremdlabel, kein Vertrieb, kein Marketing. Einer gegen alle. Keine Werbeindustrie, kein Team im Rücken. Alles sehr mühsam. 333 ist eine wunderbare Zahl – genau wie die 33, die 13, die 555 oder die 77. Nur vor der 666 hüte ich mich. Den lieben Gott sollte man besser nicht zu sehr reizen ... 😄
 

Warum steht die Exemplarnummer per Hand auf einigen Covern darauf und bei „Hollywood“ und „Roadkill Madness“ nicht?

Hollywood Standard 500 ist ohne Nummer.
Roadkill Chase 222 ist wohl auch ohne Nummer, alle anderen sind nummeriert.

 

Warum der Wechsel von Optimal zu Pallas?

Ich habe bei Optimal angefangen. Bei der Auflage von Nr. 2 hatten einige LPs Wellen – laut Optimal noch innerhalb der Norm. Ärgerlich. Nr. 3 war dann in Ordnung. Traces wollte ich unbedingt bei Pallas machen – das war auch eine gute Entscheidung. Hollywood kam, glaube ich, ebenfalls von Pallas. Dann begann das Chaos in den Presswerken: Pallas nahm keine Aufträge mehr von kleinen Labels an, die Wartezeiten lagen bei vielen Monaten. Roadkill musste daher gezwungenermaßen wieder bei Optimal gepresst werden. Dann kam Groeninger Bad. Bestellt hatte ich 180‐Gramm‐Vinyl, geliefert wurden aber nur etwa 140 bis 150 Gramm – wieder das übliche Toleranz‐Blabla von Optimal. Sehr unschön. Jetzt bin ich wieder bei Pallas. Die sind wirklich teuer – besonders für Kleinstlabels wie meines. Aber sie liefern immer gute Arbeit.
 

Sind alle Alben von Rainer Maillard auf Lackfolie geschnitten worden, oder gab es Alben, wo das anders war?

Rainer hat alles geschnitten.
 

Was ist der Stockroom?

Mein Bilderlager, dort habe ich 1 und 2 aufgenommen.

 

Was ist der „Tank“?

Eine ehemalige Panzerwerkstatt in einer ehemaligen Russenkaserne in Magdeburg: Skyline, Traces und Hollywood.
 

Was ist der „NoRoom“?

Ein kleiner gemütlicher Raum im Nirgendwo, Roadkill un Angels.
 

Was ist der „Teatex“?

TeaTax ist das Obergeschoss der Panzerbude.
 

Was ist das Studio Jerichow?

Studio Jerichow produziert alle Videos, Filme, Musik.
 

Warum wurde die ersten zwei Platten Nr. 1 und Nr. 2 so laut geschnitten?

Weil Rainer es konnte. Es war massig Platz vorhanden – also immer schön breit und laut schneiden. Rainer ist alte Schule. Rainer ist Rock’n’Roll an der Maschine. Mit Rainer macht es immer richtig Spaß, und er ist für jede Missetat zu haben. Treppenhaus‐Hall mit schreienden Lautsprechern – während im Meistersaal der Hansa Studios nebenan aufgenommen wird? Aber gerne! Bis die Beschwerden kamen..

​​

Platteninformationen:

          

Bouet -Stockroom Recordings – Nr.1

Veröffentlichung: 2015, 45 rpm, Maxi-Single 180g,
geschrieben, produziert und aufgeführt von Chris Bouet
aufgenommen im „Stockroom“ Home Studio, Sep. 2024
Mix Hannes Bieger, Lackfolie von Rainer Millard in den
Emil Berliner Studios Berlin, gepresst bei Optimal
Label 1301 Media – Nr. 44 von 333
Musik:   1-2; Klang:  1-2; Vinyl:   1

Bouet -Stockroom Recordings – Nr.2

Veröffentlichung: 2016, 33 rpm, EP 180g,
geschrieben, produziert und aufgeführt von Chris Bouet
aufgenommen im „Stockroom“ Home Studio,
Juni, August, September 2015
Mix Hannes Bieger, Lackfolie von Rainer Millard in den
Emil Berliner Studios Berlin, gepresst bei Optimal
Label 1301 Media – Nr. 95 von 333
Musik:  1-2; Klang:  1-2; Vinyl:  2

                                                                               

Bouet -Stockroom Recordings – Nr.3 – „Skyline Drive”

Veröffentlichung: 2018, 33 rpm, EP 180g, Gatefold Cover mit
Druck und Begleitheft mit Fotos
geschrieben, produziert und aufgeführt von Chris Bouet
aufgenommen im „Teatax“ und „Stockroom“,
März, April und Sep. 2017
Mix Hannes Bieger, Lackfolie von Rainer Millard in den
Emil Berliner Studios Berlin, gepresst bei Optimal
Label 1301 Media – Nr. 18 von 333
Musik:   2; Klang:  2-3; Vinyl:   1

Bouet -Stockroom Recordings – Nr.4 – „Traces”

Veröffentlichung: 2020, 33 rpm, LP 180g, Gatefold Cover mit
Farbdruck und Begleitheft mit Zeichnungen und Fotos
geschrieben, produziert und aufgeführt von Chris Bouet
aufgenommen im „Tank“, Sep. 2019
Mix Hannes Bieger, Lackfolie von Rainer Millard in den
Emil Berliner Studios Berlin, gepresst bei Pallas
Label 1301 Media – Nr. 226 von 333
Musik:   2; Klang:  2; Vinyl:   1

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Bouet -Stockroom Recordings – Nr.5 – „Hollywood”

Veröffentlichung: 2022, 33 rpm, LP 180g, Gatefold Cover
mit Begleitheft mit Zeichnungen
geschrieben, produziert und aufgeführt von Chris Bouet
aufgenommen im „Tank“, Nov. 2020 – Nov. 2021
Mix Hannes Bieger, Lackfolie von Rainer Millard in den
Emil Berliner Studios Berlin, gepresst bei Pallas
Label 1301 Media – Nr. nicht angegeben, auf 500 Stück
ohne Angabe von Nummern
Musik:   2; Klang:  2; Vinyl:   1

 

 

Bouet -Stockroom Recordings – Nr.6 - „Roadkill Madness“

Veröffentlichung: 2023, 33 rpm, LP 180g, Gatefold Cover mit
Polaroid und Begleitheft mit Zeichnungen
geschrieben, produziert und aufgeführt von Christoph Bouet
aufgenommen im „NoRoom“, Aug. 2022 – Febr. 2023
Mix Hannes Bieger, Lackfolie von Rainer Millard in den
Emil Berliner Studios Berlin, gepresst bei Optimal
Label 1301 Media - Nr. nicht angegeben, auf 222 Stück
ohne Angabe von Nummern
Musik:  2; Klang:  1-2; Vinyl:   1

 


Bouet -Stockroom Recordings – Nr.7 – „Angels Drown”

Veröffentlichung: 2025, 33 rpm, LP 180g, Gatefold Cover mit
Poster und Begleitheft mit Zeichnungen
geschrieben, produziert und aufgeführt von Chris Bouet
aufgenommen im „NoRoom“, Jan. 2025
Mix Hannes Bieger, Lackfolie von Rainer Millard in den
Emil Berliner Studios Berlin, gepresst bei Pallas
Label 1301 Media - Nr. 96 von 300
Musik:   2; Klang:  1-2; Vinyl:   1

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