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Musik in und aus der "Großen Stadt" Teil 3

Text und Bild Sven Fandrich

Agnes Obel – eine Dänin in Berlin

Die 1980 in Kopenhagen geborene Agnes Caroline Thaarup Obel kam als Austauschstudentin nach Berlin, um an der HU zu studieren und blieb. Hier, fern der Heimat, konnte sie sich von den Erwartungen der dänischen Musikindustrie lösen. Ihr Studium nahm sie eher als Hobby und konnte so ihre Zeit in der „großen Stadt“ ihrer Berufung der Musik widmen. Ohne Druck konnte sie hier ihre Kreativität entfalten. Sie machte Musik vorerst nur für sich selbst. Ein Telekommunikationsanbieter erkannt das Potenzial eines ihrer Lieder und machte sie 2009 mit ein paar Zeilen aus „Just So“ über Nacht bekannt.

„Philharmonics“:

Die Verwendung von „Just So“ für ihr Debütalbum, ging dann wohl auf Grund eines Streits über die Verwertungsrechte nicht ohne Probleme über die Bühne. Die heute in Berlin Neukölln lebende Künstlerin entwickelt ihre Songs vornehmlich bei sich zu Hause. Hier tüftelt sie an den Texten, der Musik und dem Klang für ihre Alben. 2010 veröffentlichte sie bei PIAS („Play it again, Sam“) ihr Debüt „Philharmonics“. Mit elfenhafter Stimme und betörender Leichtigkeit entwickelt sie ihre Titel die scheinbar schweben und begleitet sich dabei am Klavier. Die Musik ist nicht sonderlich komplex, aber sehr gefällig. Man lauscht diesen leisen Klangperlen gern. Der Klang auf „Philharmonics“ ist etwas kühl, die Abbildung zwischen den Boxen ist gut gestaffelt. Die Fertigung meiner LP ist eher so Mittel, die Platte ist eben, das Loch gut mittig aber es gibt doch einige störende Nebengeräusche. Für den aufgerufenen Preis noch so in Ordnung. Anspieltipps: „Riverside“, „Just So“, „Philharmonics“ und „Close Watch“.  

Platteninformationen:

Label: [PIAS], 2010, 33 rpm, 140g

Genre: Pop / Folk

Ausführung: Einfaches Cover

Preis: 20,00 €

Musik: 2-3

Klang: 2-3

 

„Aventine“:

Nach dem netten Einstieg 2010 veröffentlichte Agnes Obel 2013 erneut auf PIAS „Aventine“. Die beim Debüt zaghafte Cellounterstützung wurde hier zu einem tragenden Element des musikalisch reiferen Albums. Nach dem Intro geht es sofort überzeugend mit „Fuel To Fire“ und dem knurrenden Cello los. Die Musik wirkt nicht weniger leicht und schwebend als auf dem Debüt, wird durch den Celloeinsatz deutlich geerdet und gewinnt an Wärme. Zur Freude des Hörers bauen die Kompositionen auf „Aventine“ im Verlauf des Albums nicht ab. Die Stimme hat noch die elfenhafte Leichtigkeit bewahrt und an Körper gewonnen. Das Album führt die Ansätze des Erstlings konsequent fort, ohne sich zu wiederholen und erlangt ein musikalisch, wie klanglich deutlich höheres Niveau. Wer in Klang und Stimme schwelgen will, kann hier getrost zugreifen. Das gesamte Album wirkt auf mich wie ein Flug durchs Elfenland, eine fließende Geschichte ohne Brüche. Alles verbindet sich vom Intro bis zur Auslaufrille und man ist überrascht, wie schnell die Zeit vergeht. Die Platte ist sauber produziert, läuft ohne Nebengeräusche und klingt groß, warm und weich – im allerbesten Sinn „analog“. Anspieltipp: nach „Fuel To Fire“ einfach laufen lassen und genießen!  

 

Platteninformationen:

Label: [PIAS], 2013, 33 rpm, 190g

Genre: Pop / Folk

Ausführung: Einfaches Cover

Preis: 20,00 €

Musik: 1-2

Klang: 1-2

 

„Citizen Of Glass“:

Mit dem Debüt „Philharmonics“ und vor allem dem überzeugenden Nachfolger „Aventine“ hat sich Agnes Obel zu Recht den Ruf als talentierte Liedermacherin und Klangtüftlerin erworben.  Um es vorweg zu nehmen, mit dem neuen Album „Citizen Of Glass“ kann sie das Niveau ihres zweiten Albums annähernd halten. Das ist nicht selbstverständlich und sicher schwer genug. Es wirkt alles sehr vertraut vom Vorgängeralbum und ist doch in der Instrumentierung neu und im Klang anders. Ihr Thema wird schon beim Betrachten des Covers deutlich. Ihr Gesicht, wie in Glas gebrochen oder mehrfach reflektiert. Der gläserne Bürger, das Thema ihres Neulings. Um das Thema in den Stücken auch akustisch zu unterstützen, suchte sie nach Instrumenten, um einen gläsernen Klang zu erzeugen. Sie recherchierte und suchte in Instrumenten-Museen. Dabei stieß Obel auf die Celesta, ein Idiophon in der Form eines kleinen Klaviers, dass sie für ihr „Trojan Horses“ verwendete. Auf der Suche nach weiteren Instrumenten entdeckte sie das Trautonium. Das elektronische Instrument ist ein Vorläufer der Synthesizer und erzeugt den Klang durch drücken von Seiten auf eine Metallschiene. Einen Nachbau dieses Instruments verwendete sie für die Erzeugung hoher Töne in "Citizen of Glass". Die schwerelose Stimme über den Klaviertupfern und die punktuell eingesetzten Cellos erinnern an die Instrumentierung des Vorgängers. Auf "Citizen of Glass" kommt nun noch ein ausgefeiltes Sounddesign dazu. Das lässt den Neuling gegenüber dem Vorgänger etwas moderner und transparenter erscheinen.

Man darf gespannt sein, was Frau Obel in Zukunft an Klanginspirationen noch zu bieten hat.

Anspieltipps: „Familiar“, „Stone“ und „Mary“

 

Platteninformationen:

Label: [PIAS], 2016, 33 rpm, 180g

Genre: Blues / Folk

Ausführung: Einfaches Cover mit

Download Code und Text Heft

Preis: 20,00 €

Musik: 2

Klang: 2

 

Agnes Obel, „The Curse“, 45 rpm

Für das schnelle Kennenlernen ist die 10“ Single – Auskopplung „The Curse“ aus dem Album
„Aventine“ wie geschaffen. Hier ist der Titel „The Curse“ auf der B-Seite als Instrumentalversion vorhanden. Aus meiner Sicht ist das nicht das entscheidende Argument, vielmehr ist die Version mit Gesang auf Seite A extradynamisch abgelegt. Dem Titel zu lauschen ist eine große Freude, tolle Raumabbildung, tolle Stimme, topp Empfehlung.

In der Gesamtschau ist für mich das 2013ner Album „Aventine“ musikalisch ihr bislang bester Wurf.

 

Platteninformationen:

Label: [PIAS], 2013, 45 rpm, 100g, 10″-Single

Genre: Pop / Folk

Ausführung: Einfaches Cover mit Download Code

Preis: 10,00 €

Musik: 1

Klang: 1

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